Hagen. .
Zum Jahreswechsel wollen zahlreiche Stromversorger die Preise senken. Davon profitieren nach Berechnungen des Vergleichsportals Check 24 mehr als zwölf Millionen Haushalte in Deutschland. Die Senkungen betragen im Schnitt knapp 2,4 Prozent. Das entspricht rund 35 Euro im Jahr bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden. Von den bundesweit 1200 Stromversorgern hatten nun mehr als 150 Anbieter Preissenkungen in der Grundversorgung angekündigt.
„Es gibt eine Trendwende“, sagt Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale NRW und erinnert an die zahlreichen Preiserhöhungen in den vergangenen Jahren. „Von den Preissenkungen geht eine hohe Signalwirkung aus“, urteilt der Verbraucherschützer. Er rät den Stromkunden, ihre bestehenden Verträge mit den Versorgern zu überprüfen und einen Anbieterwechsel in Erwägung zu ziehen.
„Die größten Versorger wie Eon, RWE und Vattenfall halten sich momentan noch bedeckt und haben keine Senkungen bekanntgegeben“, erklärt Eva Kollmann, die Sprecherin des Vergleichsportals. Nach Einschätzung von Check 24 fallen die Preissenkungen im Schnitt zu gering aus. „Finanzielle Spielräume der Versorger werden scheinbar nicht vollständig an den Verbraucher weitergegeben.“
Mark-E hält Tarife vorerst stabil
In NRW wollen unter anderem die Stadtwerke in Bochum, Gütersloh, Hamm, Herten und Kleve die Preise senken. Andere Versorger halten die Tarife vorerst stabil, so etwa DEW 21 in Dortmund und Mark-E in Hagen. In Dortmund wird darauf verwiesen, dass die Öko-Stromumlage zwar sinke, aber höhere Netzentgelte anfallen. „Das ist ein Nullsummenspiel“, sagt Martina Sprotte von DEW 21. Es sei zu früh, aus den bislang bekannt gewordenen Strompreissenkungen einen Trend abzuleiten, heißt es beim Branchenverband BDEW. Jedes Unternehmen habe ganz unterschiedliche Gegebenheiten vor Ort, die den Strompreis beeinflussen. „Daher müssen die nächsten Monate abgewartet werden.“
Haupttreiber beim Strompreis waren in den vergangenen Jahren die gestiegenen Steuern und Abgaben des Staates. Ihr Anteil am Strompreis für Haushaltskunden beträgt inzwischen 52 Prozent. Dass die Ökostrom-Umlage sinke, entspreche einem Entlastungseffekt für die Verbraucher in Höhe von 1,1 Prozent, erklärt der BDEW.
Grünen-Verbraucherpolitikerin Bärbel Höhn kommentiert, es sei gut, dass Privatkunden nun vom Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. Denn so sei der Einkaufspreis der Versorger an der Strombörse maßgeblich gesunken. Es gebe aber noch mehr Potenzial für niedrigere Strompreise. Höhn: „Wer nicht senkt, hat entweder eine grottenschlechte Beschaffungsstrategie oder gibt die gesunkenen Einkaufspreise nicht weiter.“
Die Preise der Anbieter in NRW unterscheiden sich erheblich. Während Kunden von RWE laut Check24 im Jahr rund 1550 Euro bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden zahlen müssen, sind es bei Eon 1460 Euro. Zum Vergleich: Bei den Stadtwerken Hamm fallen nach Angaben des Vergleichsportals rund 1363 Euro an, in Bochum wiederum 1448 Euro. Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale NRW spricht von zum Teil erheblichen Potenzialen für viele Stromkunden, Kosten zu sparen – „und zwar ohne großes Risiko“.
Verschiedene Verträge bei RWE
Tausende Kunden des Stromkonzerns RWE können sich allerdings ebenfalls auf Preissenkungen einstellen. Anders als in der Grundversorgung hat RWE Verbrauchern mit einer so genannten „Preisgarantie“ zugesichert, dass sie davon profitieren, wenn die Ökostrom-Umlage sinkt. Die Preissenkung entspricht laut RWE 1,6 Prozent. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden spart rund 13 Euro im Jahr.