Moskau. Um den schwächelnden Rubel zu stützen, hat die russische Notenbank den Leitzins drastisch erhöht. Den Währungsverfall konnte das jedoch nicht stoppen.
Der Zinsschritt der russischen Notenbank zur Stützung des Rubel hat seine Wirkung komplett verfehlt: Die Währung Russlands profitierte am Dienstag nur kurzzeitig, bis zum Mittag lag sie wieder tief im roten Bereich. Ein Dollar kostete erstmals mehr als 70 Rubel und erreichte mit 73,8 Rubel ein neues Rekordhoch. Auch zum Euro geriet die russische Währung erneut massiv unter Druck. Zuletzt verlor der Rubel zum Dollar elf Prozent an Wert, zum Euro waren es zwölf Prozent.
Verluste in dieser Größenordnung hatte es schon am Montag gegeben. Die Notenbank griff in der Nacht zum Dienstag ein: In einem überraschenden Schritt erhöhte sie ihren Leitzins um 6,5 Punkte auf 17 Prozent, um die Attraktivität der heimischen Währung zu steigern. Für die ohnehin angeschlagene Konjunktur Russlands ist der Zinssprung ein Schlag, weil höhere Zinsen den privaten Verbrauch und die Investitionen der Unternehmen zusätzlich belasten dürften.
Russische Börse leidet unter dem Währungsverfall
Der Verfall des Rubel hat auch die Talfahrt an der Moskauer Börse weiter beschleunigt. Der RTS-Interfax-Index brach bis zum frühen Dienstagnachmittag um 16,51 Prozent auf 599,76 Punkte ein. Schon am Vortag war es für den russischen Index um mehr als 10 Prozent bergab gegangen, wobei auch die anhaltenden Spekulationen über eine früher als erwartet anstehende Leitzinserhöhung in den USA ausschlaggebend gewesen waren.
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Seit Ende November hat der RTS inzwischen fast 40 Prozent verloren. Seit dem Hoch im Sommer beträgt das Minus annähernd 60 Prozent. Laut Händler Stefan Huber vom Broker Peregrine & Black stellen viele Anleger nun zunehmend Vergleiche her zwischen der Rubel-Krise von 1998 und der heutigen Situation, wo wie damals auch andere Schwellenländer in Mitleidenschaft gezogen worden seien.
Sanktionen des Westens sind ein Grund für die Talfahrt
Die Verluste des Rubel in den zurückliegenden Monaten sind gewaltig: Seit Jahresbeginn hat die russische Währung mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Wichtigste Gründe sind die Wirtschaftssanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise und der Verfall der Rohölpreise. Die Wirtschaft und der Staatshaushalt Russlands sind auf hohe Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen. (dpa)