Hamburg. Ein guter Verkäufer berät objektiv und vielseitig. Recherchen einer Wochenzeitung und eines Politikmagazins haben jetzt gezeigt, dass in vielen Kaufhäusern und Elektronikmärkten Promoter einzelner Marken auf den Verkaufsflächen arbeiten. Für den Kunden ist das in den meisten Fällen nicht erkennbar.
Wer bei einer Verkaufsberatung in einem Kaufhaus oder Elektronik-Markt vom Verkäufer gezielt zu einer Marke geführt und nur zu dieser beraten wird, sollte hellhörig werden. Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit" und des NDR Politikmagazins "Panorama 3" haben ergeben, dass häufig Promoter der Markenhersteller auf den Verkaufsflächen arbeiten, ohne dass dies für den Kunden erkennbar ist.
In Filialen von Karstadt, Breuninger, Saturn und Media Markt sind die als Fachberater bezeichneten Verkäufer im Einsatz. Aber auch im Hamburger Alsterhaus und im KaDeWe, den Vorzeigekaufhäusern, beraten die versteckten Promoter ahnungslose Kunden. Bei insgesamt drei Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel gehen Betriebsräte und Handelsvertreter in einzelnen Geschäften von 30 bis 90 Prozent dieser Verkäufer aus.
Auch interessant
Karstadt, Breuninger und Media Markt/Saturn bestreiten die als "Hidden Promotion" bezeichnete Verkaufstaktik nicht. Allerdings geben sie an, Mitarbeiter von Fremdfirmen auch als diese zu kennzeichnen. Die Recherchen hätten jedoch gezeigt, dass gegen diese Vorgaben verstoßen wird. Stichproben hätten gar ergeben, dass versteckte Promoter ohne entsprechende Kennzeichnung auf den Verkaufsflächen arbeiten.
Promoter sind kostenfreie Mitarbeiter für die Kaufhäuser
Ihr Ziel ist klar: Möglichst viele Produkte der eigenen Ware an den Mann bringen. Aber auch die Kaufhäuser haben Vorteile. "Freiwillig wird der Handel diese Praxis nicht abstellen, denn er profitiert davon: Hier werden kostenfreie Mitarbeiter in die Läden gestellt, die auch für einen großen, starken Umsatz sorgen", erklärt Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Er nimmt die Politik in die Pflicht: "Der Gesetzgeber muss zu einer gesetzlichen Regelung kommen, die es dem Handel auferlegt, die Verkäufer, die Berater klar zu deklarieren, damit der Verbraucher weiß, um welches Produkt, um welche Produktgruppe es hier geht."
Besonders aufmerksam sollten Kunden dem Bericht zufolge vor allem in Mode- und Kosmetikabteilungen sowie im Foto-, Smartphone- und Fernsehbereich sein. Dort tummelten sich demnach meisten versteckten Promoter. (we)