Düsseldorf. Franzosen, Spanier und Engländer sollen in NRW helfen, den Lehrermangel zu lindern. Bei den Lehrerverbänden stößt die Idee auf mäßige Begeisterung. Schulministerin Barbara Sommer wirbt: "Von Muttersprachlern lernen, ist ein Gewinn für die Schüler".

Um dem Lehrermangel in NRW zu begegnen, plant das Land, Muttersprachler für Fremdsprachenunterricht und zweisprachigen Fachunterricht in den Schulen zu gewinnen. „Teacher Acquisition Programme”, ein Programm zur Lehreranwerbung, nennt das das Schulministerium. Ein Tropfen auf den heißen Stein, finden Lehrergewerkschaften. Sie fürchten, dass die ausländischen Lehrkräfte nicht die nötigen Qualifikationen mitbringen.

Umfangreiche Werbeaktion

„Von Muttersprachlern zu lernen, ist ein Gewinn für die Schülerinnen und Schüler”, sagt NRW-Schulministerin Barbara Sommer. Mit Infoaushängen, Rundmails und Flyern soll vorrangig in englisch-, französisch- und spanischsprachigen Ländern um wechselwillige Lehrkräfte geworben werden. Partner nordrhein-westfälischer Schulen sollen gezielt angesprochen werden.

Doch nicht nur ausländische Lehrer, auch Studenten aus dem Ausland sollen sich bewerben können. Alles, was die Bewerber mitbringen müssen, ist ein Bachelor-Abschluss für den Unterricht in der Sekundarstufe I, ein an einer Universität erworbener Bachelor oder Master muss es für die Sekundarstufe II sein. Das nötige pädagogische Wissen soll ihnen berufsbegleitend beigebracht werden. Das Schulministerium erhofft sich dadurch, den Bedarf an den Schulen in NRW zu decken, nennt aber keine Zahlen.

Problem: Mangelnde Deutsch-Kenntnisse

„Natürlich ist der Einsatz von Muttersprachlern sinnvoll”, sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands. „Wenn es aber darum geht, dauerhaft Löcher zu stopfen, dann kann das keine Lösung sein.” Meidinger fürchtet, dass die Muttersprachler gerade im bilingualen Fachunterricht Probleme mit der deutschen Sprache bekommen könnten, wenn sie nicht sehr gut Deutsch sprechen würden. Meidinger sieht für das NRW-Programm kaum Chancen auf Erfolg. Ein ähnliches bayerisches Projekt vor rund zwei Jahren habe gerade einmal 20 Ausländer angelockt.

Zudem sei bereits jetzt absehbar, dass gerade bei modernen Fremdsprachen mehr Absolventen als nötig deutsche Unis verließen. „Mit einem solchen Programm lösen Sie nicht den Lehrermangel in Mathematik, in den Naturwissenschaften, der Informatik und Technik”, so Meidinger.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) meldet Bedenken an. Das NRW-Programm sei nur „ein Mosaikstein, die absehbare Unterversorgung mit Lehrkräften in den Griff zu bekommen”, so Michael Schulte von der GEW. „Ein ernst zu nehmender Vorschlag ist das nicht.