Wie man Souvenirs mit nach Hause bringt, wenn die Koffer schon zu Urlaubsbeginn aus allen Nähten platzen, die Queen könnte da mitreden: Wer wie sie schon mal mit acht Tonnen Gepäck verreist und mit einem Pferd wiedergekommen ist, verdient eine Ausstellung.

Ab heute zeigt der Buckingham-Palast die Last und Lust royalen Reisens. Sechs Monate, 13 Länder und 40 000 Meilen: Diese Mammut-Tour durch die ehemaligen Kronkolonien war 1953 eine der ersten Aufgaben der frisch gekrönten Elisabeth II. Acht Tonnen Gepäck gingen mit der jungen Königin an Bord der „Gothic”– dies ist freilich nur ein grober Schätzwert des Palastes.

Gelb auf Barbados

Über 100 Kleider samt passenden Hüten, Schuhen und Geschmeide hatte die Queen damals im Koffer. Das Kostbarste, ihre Krönungsrobe, wurde extra aus London nach Down Under nachgeflogen.

Bei diesem gigantischen Reise-Debüt blieb es nicht. Heute, 50 Jahre später, ist die Queen das am weitesten gereiste Staatsoberhaupt der Weltgeschichte. Jedes Commonwealth-Land der Erde hat sie besucht, und ihre Garderobe erzählt mehr als jedes Reisetagebuch. 1976 hüllte sie sich zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Montreal in eine Robe aus türkisfarbener Seide, die ihr Couturier mit den fünf Ringen des Wettkampfes bestickt hatte. Kanariengelb trug sie auf Barbados, üppige Stickereien aus roten Samtblumen in Singapur.

Die Queen ehrte ihre Gastgeber, indem sie deren Nationalfarben und -symbole in ihren Roben aufnahm. Eine Viertelmillion Inder war gerührt, als sie 1961 zu ihnen sprach – in einem Kleid, das mit Pailletten aus Lotusblüten bestickt war. Vom konservativen Tanten-Stil, ohne den Elisabeth II. heute kaum zu denken ist, war sie als junge Frau weit entfernt. Manche bunten Etuikleider oder tiefrosa Roben, in denen sich heute US-Präsidentengattin Michelle Obama zeigt, trug die englische Königin schon in den Siebzigern. Mit atemberaubenden Details wie Diamanten oder Fledermausärmeln sind sie noch bis September in London zu bestaunen.

Zulu-Schachspiel

Auch Mitbringsel ihrer Commonwealth-Touren zeigt der Palast, darunter ein Zulu-Schachspiel, das ihr Nelson Mandela geschenkt hat, und bei dem Zebras und Lehmhütten Springer und Turm ersetzen. Selbst Walzähne, kostbares Silber und Totempfähle hat die Queen auf ihren Reisen geschenkt bekommen. Für jedes Präsent ist im Palast ein Platz gefunden worden – mit wenigen Ausnahmen. Die fünf Tonnen Dörrobst, die ihr die Dörrobstvereinigung Australiens 1954 vermachte, hat sie an Kinderheime verteilt. Eine Palme aus Indien reichte sie an den Botanischen Garten in Südlondon weiter. Und für das Pferd, das die berittene Polizei Kanadas ihr bei einem Besuch übergab, fand sich eine Ehrenbox in königlichen Stallungen.

Viel praktischer dachten da die Maori-Stammesfürsten, die der Queen etwas schenkten, was sie auch anziehen konnte: eine imposante Stola aus braunen Kiwi-Vogelfedern. Ein Beweisfoto der Reise, die wie alle Touren und der Commonwealth-Verbund der „Freundschaft zwischen den Kulturen” dient, hängt neben dem kuriosen Exponat.