Mein Woodstock heißt Ochtrup. Ich weiß ja, wie armselig das klingt: Guck mal, der liebe Junge ist nicht weiter gekommen als ins Münsterland.
Aber so ist es gar nicht. Ich war bei vielen Festivals, davor und auch danach, nah und fern. Aber Ochtrup war anders: Wer einmal knietief in zu Schlamm durchweichte Ackerkrume einsank, wem die Suppe in die Stiefel lief, während der Regen erbarmungslos in den Nacken peitschte, wer den Schlammkanonaden jener auswich, die selbst schon komplett in die Suhle gefallen waren – und wer trotzdem nicht das Weite gesucht hat, weil er um jeden Preis die Bands sehen wollte, der hat seinen Woodstock-Moment gehabt.
Jeder sollte einen Woodstock-Moment haben, solange er jung ist, ganz egal wo. Vermutlich kann man solche Momente auch nur genießen, solange man jung ist. Später im Leben, da hat man einfach schon zu viel gesehen, um sich jedes Mal vollkommen hinzugeben, ganz egal wie sehr es hagelt, windet oder schneit. Später denkt man: „Oh, hoffentlich hole ich mir keinen Schnupfen.” Früher dachte man: „Geil, geil, geil.”
Mein privates Woodstock habe ich nicht bis zur Neige ausgekostet. Denn als die Bühne unter der Band Biohazard zusammenkrachte, pflügte sich mein alter Mitsubishi bereits durch den Schlamm Richtung Heimat. Vergessen werde ich es trotzdem nie.