Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische DGB hat wenig Glück bei der Besetzung seiner zweitwichtigsten Vorstandsposition. Die Bochumerin Birgitt Beier (CDU) blieb als "Vize" des mächtigen Vorsitzenden Guntram Schneider (SPD) eher blass. Gesucht wird eine Nachfolgerin aus den Reihen der Union.

Schon wieder ist der Gewerkschaftsbund auf der Suche nach einer Stellvertreterin für seinen wortgewaltigen Vorsitzenden Guntram Schneider (58, SPD) - und die Spitze der CDU-Arbeitnehmerschaft (CDA) sucht mit. Elke Hannack (47, CDU) blieb nur gut ein Jahr als Schneiders „Vize”, dann wurde sie per Notruf von Verdi-Chef Frank Bsirske in den Verdi-Bundesvorstand geholt. Das war im Herbst 2007. Ebenso überraschend stieg kurz darauf die Bochumerin Birgitt Beier (48, CDU) von der Vertrauensfrau für Verdi-Mitglieder bei der Bundesknappschaft in Bochum zum hauptamtlichen Vorstand des 1,6 Millionen Mitglieder starken DGB-NRW auf. Beier, die bei Amtsantritt angekündigt hatte, sich als DGB-Vize-Chefin vor allem sozial- und arbeitsmarktpolitischen Themen wie prekärer Beschäftigung und Kinderarmut widmen zu wollen, blieb in ihrer neuen Rolle eher blass.

Wenig christlich-soziale Farbe

Auch die Erwartungen von CDA-Kollegen, als CDU-Frau an der Gewerkschaftsspitze erkennbar christlich-soziale Farbe einzubringen, konnte Beier bisher kaum erfüllen. Die gelernte Einzelhandelskauffrau kränkelt seit einem halben Jahr und ist folglich nicht immer voll einsatzfähig, weshalb für sie ein starker Nachfolger gesucht werde - zumal Guntram Schneider ab Herbst deutlich mehr Entlastung als DGB-Chef benötige, wenn er zusätzlich für die SPD in den Bundestag einzieht.

Der neue „Vize” soll möglichst wieder eine Frau und aus Gründen der politischen Balance erneut CDA-Mitglied sein. Die CDA-Spitze wacht mit Argusaugen darüber, dass es bei dieser Regel bleibt. Denn NRW ist mittlerweile der letzte DGB-Landesverband, der über die Auswahl der Vorstände politische Ausgewogenheit demonstrieren will. Außer Birgitt Beier gibt es bundesweit - neben zahlreichen Sozialdemokraten - kein weiteres CDU-Mitglied mehr in einem DGB-Landesvorstand.

Schneiders Machtwort

Dass NRW diese Balance noch nicht verloren hat, verdankt die Union Guntram Schneider. Nur mit starkem persönlichen Einsatz hatte er bei der Wahl von Elke Hannack vor knapp drei Jahren einen Bruch mit dieser Tradition verhindern können. In einer Kampfabstimmung gegen eine Gewerkschafterin mit SPD-Parteibuch setzte sich am Ende doch die CDU-Frau durch. Inzwischen hat die Mehrheit der eher sozialdemokratisch orientierten Mitglieder aber offenbar als vorteilhaft erkannt, wenn sich die DGB-Spitze auch bei veränderten Machtverhältnissen im Land über die Parteischiene einen Zugang zur Regierung erhalten kann.

Gefunden werden muss jetzt nur noch die CDU-Frau, die die Rolle eines Gewerkschaftsvorstands intern wie öffentlich überzeugend vertreten kann. Auch, damit die Union nicht doch noch ihren bundesweit letzten Platz innerhalb der DGB-Führung verliert.

Guntram Schneider selbst wollte zu dem Vorgang keine Stellung nehmen: "Zu personellen Gerüchten äußere ich mich nicht."