Berlin. Kurz vor dem Ablauf der Bieterfrist gab es gestern neue Aufregung um Opel: Wie aus einer kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht, häufte der Autobauer von 2003 bis 2007 rund 1,86 Milliarden Euro Verluste an.

Zudem hätten sich die Absatzzahlen zwischen 1999 und 2008 in Deutschland halbiert: von 522 000 auf 258 000 Pkw. Pikant sind diese Zahlen vor dem Hintergrund, dass der Bund seine Hilfszusagen für Opel damit begründete, der Autobauer sei unverschuldet in die Krise geraten. Doch um Opel überhaupt helfen zu dürfen, muss der Bund bei der EU-Kommission eigentlich nachweisen, dass Opel ein gesundes Unternehmen ist.

Opel dementierte die Zahlen. Hier würden „Äpfel mit Birnen verglichen”, sagte ein Sprecher und wies darauf hin, dass es sich nur um das deutsche Geschäft handle. In den Zahlen seien die Ergebnisse der europäischen Vertriebsgesellschaften nicht einbezogen.

Europaweit habe GM 2006, 2007 und im ersten Halbjahr 2008 Gewinne gemacht, sagte der Sprecher. Im Juni aber hatte GM für das Europageschäft einen Betriebsverlust von 1,9 Milliarden Euro gemeldet.

Egal, wie es um Opel steht – mit Widerstand der EU-Kommission bei Staatshilfen rechnen Autoexperten nicht. Das sei kein Problem, Bundeslanzlerin Merkel (CDU) werde sich bei der EU entsprechend für Opel-Hilfen einsetzen, sagte Ferdinand Dudenhöffer.

Gestern Abend dann teilte GM mit, dass drei Angebote für Opel eingegangen sind. Zu den Interessenten gehörten zuletzt Magna, die Ripplewood-Tochter RHJ sowie der chinesische Autobauer BAIC. RHJ will bei einem Zuschlag offenbar auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Der Jobabbau solle sozialverträglich gestaltet werden, heißt es in einem Brief von RHJ-Chef Leonhard Fischer an NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). RHJ möchte offenbar 10 000 Stellen streichen, BAIC knapp 7600 und Magna 9900. Der Zulieferer bestehe darauf, mit der Übernahme die Patentrechte von GM zu bekommen, so eine russische Zeitung. Zudem will Magna nun 27,5 anstatt 20 Prozent an Opel kaufen. Im Gegenzug wolle die russische Sperbank, die mit Magna bietet, ebenfalls nur 27,5 anstatt bislang 35 Prozent.