Essen. Die IG Bau will vor der Bundestagswahl gegen die Rente mit 67 mobil machen. Neben der Altersgrenze geht es vor allem um Erleichterungen für Arbeiter, die nicht bis zum Rentenalter durchhalten. IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel fordert bessere Bedingungen für die Erwerbsminderungsrente.

Die Baubranche leidet nach Ansicht der Gewerkschaft in doppelter Hinsicht unter der Anhebung des Rentenalters. Erstens schieden besonders viele Beschäftigte frühzeitig aus, zweitens gebe es für sie kaum Übergangslösungen wie Altersteilzeit, weil die Branche zum größten Teil aus kleinen Betrieben bestehe. Das machte Wiesehügel am Wochenende auf einer DGB-Veranstaltung in Bochum deutlich.

Im WAZ-Gespräch sagte er: „Auf dem Bau schaffen es 90 Prozent der Beschäftigten körperlich nicht bis zum Rentenalter. Mehr als die Hälfte scheidet schon vor dem 60. Lebensjahr aus dem Beruf aus.”

Wiesehügel beschreibt den typischen Fall eines Bauarbeiters so: „Mit 60 kriegt er Probleme an der Bandscheibe, dann kann er anderthalb Jahre mit Krankengeld überbrücken. Erwerbsminderungsrente wird abgelehnt, weil er ja noch sechs Stunden am Tag im Büro arbeiten könnte. Weil es diese Stellen aber nur auf dem Papier gibt, wird er arbeitslos, erhält maximal zwei Jahre Arbeitslosengeld I, dann fällt er in Hartz IV.”

Tarifliche Lösungen

Der IG-Bau-Chef fordert deshalb einen leichteren Zugang zur Erwerbsminderungsrente. „Die Stundenzahl muss weg. Man muss danach gehen, ob jemand in seinem Beruf noch vollschichtig arbeiten kann.” Zudem dürfe der Bezug von Erwerbsminderungsrente nicht zu Abschlägen bei der Altersrente führen. „Wir lassen die Leute hart arbeiten für diesen Staat, sie bauen die Infrastruktur auf, und im Alter droht ihnen Armut.”

Tarifliche Lösungen für die Überbrückung bis zum Renteneintritt, wie es sie in der Metallbranche und der Chemie gibt, seien auf dem Bau schwierig. „Altersteilzeit ist nach dem Ende der gesetzlichen Regelung nahezu unmöglich. Tariflich lässt sich das in kleinen Betrieben nicht auffangen.” Im Schnitt habe ein Betrieb neun Mitarbeiter. Dass acht mehr arbeiten, damit einer früher gehen kann, funktioniere nicht.

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