Die Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis wird langsam gelockert. Ein Anbieter-Wechsel bringt bei Preiserhöhungen aber oft nicht viel.

Essen. Der Gasmarkt wird in diesem Jahr von einer Achterbahnfahrt der Preise bestimmt. Tariferhöhungen jagen Tarifsenkungen. Der deutsche Branchenprimus Eon kündigte vielen Kunden für Oktober Gaspreissenkungen um bis zu 15 Prozent an. Zugleich tauchen Prognosen auf, die für Herbst einen Gas-Preisschub bis zu 25 Prozent vorhersagen.

Der Grund für die undurchsichtige Lage liegt im Auf und Ab, das den Ölpreis seit Jahreresfrist bestimmt. Denn seit rund 40 Jahren ist der Gaspreis in langfristigen Verträgen zwischen Förderländern und deutschen Anbietern meist an den Rohölpreis gebunden.

In der Regel beträgt die Zeitverzögerung bei den Preisreaktionen ein halbes Jahr. Doch im Alltag wird diese Frist längst nicht exakt eingehalten. Daher erfolgt die Preis-Koppelung von Öl und Gas nicht mehr im Gleichschritt – und ermöglicht oft nur noch die Vorhersage von Preistrends.

Ob eine Entkoppelung der beiden Preise mehr Wettbewerb und Bewegung auf den Markt bringen würde, ist unter Fachleuten umstritten. Rechtlich ist, wie das Kartellamt vor einigen Jahren feststellte, dagegen nichts zu machen. Immerhin konnte die Behörde erreichen, dass die bisher üblichen langfristigen Lieferverträge bei der Gasbeschaffung untersagt wurden.

Bis sich das für die Endkunden auswirkt, dürfte noch einige Zeit vergehen. So lange werden sie wohl die Empfehlung hören, bei Preiserhöhungen den Anbieter zu wechseln. Doch das ist oft ein sinnloser Rat, da die Zahl der Anbieter ebenso bescheiden ist wie das Einsparpotenzial.