Istanbul/Coesfeld. Kannte der in der Türkei erstochene Deutsche seinen Mörder? Die Polizei jedenfalls zweifelt an der Version des mutmaßlichen Täters. Aufnahmen aus Überwachungskameras zeigten: Opfer und Täter hatten vor der Tat angeregt diskutiert.

Bei ihren Ermittlungen nach dem Tod von Gregor K. (41) aus Billerbeck/Kreis Coesfeld durch Messerstiche in der Istanbuler Innenstadt hat die türkische Polizei nach Medienberichten den Verdacht gewonnen, dass Opfer und Täter sich kannten. Aus den Aufnahmen von Überwachungskameras ergebe sich, dass der Deutsche Gregor K. in den Minuten vor der Tat sehr entspannt mit dem Täter gesprochen habe, meldete der türkische Nachrichtensender NTV am Mittwoch unter Berufung auf die Polizei.

Auf offener Straße erstochen

Gregor K. war am Montag auf offener Straße von Ibrahim A. niedergestochen und tödlich verletzt worden. Der Täter (26) hatte den Deutschen in der Herz- und in der Bauchgegend schwer verletzt. Die Überwachungskamera einer Bank hielt die Bluttat fest.

Inzwischen gebe es aber den Verdacht, dass die Bettel-Geschichte nicht wasserdicht sei, meldete NTV. Der Täter habe sich bei seinen Verhören durch die Polizei in Widersprüche verwickelt. Wegen der möglichen neuen Aspekte des Falls beantragte die Polizei eine eintägige Verlängerung ihrer Ermittlungen; ursprünglich hätte A. bereits am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden müssen. Wie NTV weiter meldete, soll die Leiche des Opfers nach einer Autopsie in Istanbul zur Bestattung nach Deutschland übergeführt werden.

Opfer war untergetauchter Straftäter

Nach einem Bericht des WDR soll es sich bei dem getöteten Deutschen um einen mit Haftbefehl gesuchten Flüchtling aus der Justizvollzugsanstalt Münster handeln. Der 41-Jährige sei im Juni 2008 aus dem Gefängnis geflohen, berichtete der WDR unter Hinweis auf Angaben der Staatsanwaltschaft Münster. Der Mann hatte dem Bericht zufolge eine mehr als zweijährige Strafe wegen Betrugs und Untreue abzusitzen, von der er erst einige Woche verbüßt hatte. (mit AFP)