Essen. Mit den Aufträgen bricht auch der Markt für Aushilfskräfte ein. Schüler und Studenten finden kaum noch einen Ferienjob – Unternehmen müssen ihre eigene Leute beschäftigen.

Lochkarten lochen für den Führerschein, Papiertüten stapeln für den ersten Urlaub allein, Erdnüsse verpacken für neue Designer-Jeans – Ferienjobs machen Schülerträume wahr. Nur: In diesem Jahr träumen viele Schüler weiter. Ferienjobs sind aus. Die Wirtschaftskrise!

„Wir haben 377 Betriebe mit Kurzarbeit”, sagt Hans-Georg Grein, Sprecher der Duisburger Arbeitsagentur. „Die brauchen alles, nur keine Ferienarbeiter.” Sie haben schon 25 000 Kurzarbeiter.

In der Tat ist der Markt für Aushilfsjobs im Sommer 2009 eingebrochen. In den Karteien der Vermittler herrscht hinter den Reitern gähnende Leere. In Zeiten, in denen die Aufträge ausgehen, Gäste und Kunden, sucht kaum jemand den Helfer auf dem Bau, den Einräumer am Supermarktregal, die Kellnerin im Biergarten. Von einem „deutlichen Rückgang” spricht die Agentur in Hagen, „das war früher wirklich anders”, sagen die Kollegen in Dortmund. Im dortigen Bezirk suchen fast 700 Schüler und Studenten – im Angebot sind aber nur 50 Stellen.

Und das ist schon viel. Denn auch die einschlägigen Internet-Börsen blättern fast leere Seiten auf. „Ferienjobs4you.de” zählt ganze neun Stellen in Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen ist es eine, in Rheinland-Pfalz: null. Und die dann doch gesucht werden, auch unter „ferienjob.de” oder „schuelerjobs.de”, sind meist schon volljährig. Animateure sollen sie sein, professionelle Verkäufer, Schreiner, Monteure, Testkäufer ab 40 Jahren oder Dolmetscher in Litauen. Das natürlich immer und nicht nur in den Ferien. Eine Firma aus Düsseldorf hätte gern „Promillepolitessen” für kostenpflichtige Alkoholtests in Kneipen.

Nachtarbeit verboten

Das Gesetz zum Jugendarbeitsschutz legt fest, wie, wo und was Unter-18-Jährige arbeiten dürfen: Schülerinnen und Schüler, die mindestens 15 Jahre alt sind, dürfen in den Ferien beschäftigt werden, solange sie schulpflichtig sind, aber nicht länger als 20 Tage. Die Arbeitszeit darf täglich höchstens acht, wöchentlich maximal 40 Stunden betragen. Auch die Pausenzeiten sind genau festgeschrieben.

Samstags, sonn- und feiertags ist eine Beschäftigung verboten. Ausnahmen gelten für das Gaststättengewerbe sowie für Heil- und Pflegeberufe. Auch Nacht- und Akkordarbeit sind unzulässig.

Die wenigen Jobs als Bauhelfer, Zeitschriften-Zusteller, in der Gastronomie oder am Callcenter-Telefon sind umso gefragter: Die Anzeige bei „gelegenheitsjobs.de”, das im Auftrag von Hilfsorganisationen nach Promotionpersonal sucht, war nach einem Tag fast 2000-mal geklickt. „Es wird eng in den Firmen”, sagt Janine Münker von der Zeitarbeitsfirma Ufar in Siegen. „Unsere Region ist stark von Kurzarbeit betroffen, da bleibt für Studenten nicht viel.” Die Dortmunder Agentur für Arbeit weiß von studentischen Aushilfen, die zugunsten der Stammbelegschaft entlassen wurden. „Die Unternehmen kriegen ihre eigenen Leute nicht beschäftigt”, so Hans-Georg Grein in Duisburg.

„Generation Praktikum”

Was tatsächlich gerade für Studenten Folgen hat: Denn spätestens seit der Einführung der Studiengebühren jobben viele nicht mehr nur in den Semesterferien. „Die müssen oft permanent für ihren Unterhalt arbeiten”, sagt Michael Kinzler, Sprecher der Arbeitsagentur in Essen. Schon deshalb sind die angehenden Akademiker von der Flaute auf dem Jobmarkt besonders betroffen – und weil viele Unternehmen genug Praktikanten haben, die gar nichts kosten: Man schreibt schließlich die „Generation Praktikum”.

Wer jetzt noch für die Ferien sucht, dem raten die Arbeitsvermittler, er solle auf Aushänge achten in Supermärkten, Gastrobetrieben und an den Schwarzen Brettern der Universitäten. Oder Vitamin B bemühen, die Beziehungen im privaten Umfeld: „Jobsuchende sollten sich im Bekannten- und Verwandtenkreis umhören”, sagt Ulrich Brauer in Hagen. „Viele Firmen stellen Kinder von Mitarbeitern ein.” Sabine Hanzen-Paprotta aus Dortmund empfiehlt „den direkten Kontakt zu den Firmen”. Dabei sei es „immer besser, selbst vorstellig zu werden oder anzurufen statt eine Mail zu verschicken”.

Bei „ferienjob.de” funktioniert indes alles online, gestern wurden noch neue Angebote eingestellt. Einen erfrischenden Job haben sie da: Eine Firma für Speiseeis will zu Werbezwecken Ware verschenken lassen. Gesucht werden aber vor allem Zusteller, Arbeitsbeginn: heute. Die machen Ferien, andere ihren Job.