Datteln. Viele Hauptschüler finden nach dem Schulabschluss zunächst keine Ausbildung. Der Initiativkreis Ruhr will hier mit einem neuen Qualifizierungsnetzwerk Abhilfe schaffen. 26 Unternehmen sind bisher daran beteiligt.

Fatih Sönmez ging es wie vielen Hauptschülern, die einen Ausbildungsplatz suchen. Er schrieb Bewerbungen – und kassierte Absagen. Der 18-Jährige aus Oer-Erkenschwick erfuhr, wie schwierig es ist, mit einem Hauptschulabschluss eine Lehrstelle zu finden. Mittlerweile hat er seinen Ausbildungsplatz zum Industriemechaniker sicher. Bei Sönmez ist der Einstieg ins Berufsleben geglückt, weil er vor seiner Ausbildung fit gemacht wurde für den Arbeitsalltag.

Schon jetzt qualifizieren zahlreiche Firmen an Rhein und Ruhr durch Bildungsträger und eigene Programme Hauptschüler, um sie auf ihre Lehre vorzubereiten. Künftig sollen es noch mehr Betriebe sein – und noch mehr Auszubildende. Am Dienstag rief der Initiativkreis Ruhr – ein Zusammenschluss von 68 Unternehmen der Region – ein „Qualifizierungsnetzwerk Hauptschulen” ins Leben.

1000 neue Ausbildungsplätze sollen entstehen

Der Initiativkreis-Moderator und Eon-Chef Wulf Bernotat stellte das Projekt exklusiv im Zuge einer Medienpartnerschaft mit der WAZ Mediengruppe vor. Das ehrgeizige Ziel: Bis 2012 sollen rund 1000 zusätzliche Ausbildungsplätze für Hauptschüler entstehen.

Bei einem Besuch in der Lehrwerkstatt von RAG Bildung in Datteln verwies Bernotat auch auf den absehbaren Fachkräftemangel in vielen Betrieben. „Wir werden die Hauptschüler dringend benötigen”, sagte Bernotat. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der es als Hauptschüler und gelernter Maschinenschlosser bis in die Landesregierung geschafft hat, unterstützt das Projekt. Heute sei es für einen Hauptschüler mühsamer als vor 35 Jahren, einen Ausbildungsplatz zu finden, räumte er ein. Er hoffe, die neue Initiative trage dazu bei, „dass auch solche Betriebe wieder oder mehr ausbilden, die in den letzten Jahren einen Rückzieher gemacht haben, weil sie keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber gefunden haben”.

Weitere Betriebe sind willkommmen

Bislang beteiligen sich 26 Unternehmen des Initiativkreises Ruhr an dem Projekt – darunter Annington, Eon, Evonik, Lueg, Haniel, Gelsenwasser, Hochtief, RWE, Siemens, Thyssen-Krupp und Trimet. Das Netzwerk ist offen für weitere Betriebe, auch außerhalb des Initiativkreises.

Die Unternehmen können künftig Lehrlinge aus einem Pool qualifizierter Hauptschüler auswählen. Die Schüler wiederum bekommen die Chance, sich auf eine größere Palette realistischer Ausbildungsstellen zu bewerben. Laumann betonte, dass es auch um gesellschaftliche Werte gehe – etwa: „Strengst du dich an, kannst du aus deinem Leben auch etwas machen.” Es dürfe aber nicht sein, dass derjenige, der sich anstrengt, letztlich ohne Lehrstelle auf der Straße steht.

"Man muss etwas dafür tun"

Der 18-jährige Memduh Korkmaz aus Marl, der derzeit an einem Qualifizierungsprogramm der Evonik-Tochter Infracor teilnimmt, will sich anstrengen. Der frisch gekürte Azubi Sönmez sagte: „Man muss etwas dafür tun, dass man etwas bekommt.” Bernotats Anstrengung lautet, 1000 zusätzliche Lehrstellen für Hauptschüler auf den Weg zu bringen. „Das ist das Ziel”, erklärte er.

Weitere Informationen zum Projekt beim Initiativkreis Ruhr unter der Rufnummer 0201-89 66 620 oder unter der Mail-Adresse kadgien[at]i-r.de