Die schwarz-gelbe Koalition plant die Freigabe des Fernbus-Linienverkehrs. Damit würde das Monopol der Deutschen Bahn AG im landgebundenen Fernverkehr gekippt.
Essen. Für Reisende wären planmäßig fahrende Fernbusse eine Alternative, weil sie vor allem deutlich billiger sein dürften als Bahn-Tickets.
Die Deutsche Touring, eines der größeren privaten Busunternehmen, plant bereits eine Verbindung Ruhrgebiet-Köln-Frankfurt. Bisher scheiterte das Vorhaben am Widerstand der Bahn AG. Ein Touring-Sprecher: „Diese Strecke werden wir nach erfolgter Liberalisierung oder Genehmigung sehr zügig bedienen.”
Sachsens Verkehrsminister Sven Morlock (FDP) begrüßte die geplante Konkurrenz für die Bahn AG: „Das jährliche Ritual, mit dem die Bahn ihren Kunden auf Grund fehlender Konkurrenz immer tiefer in die Taschen greift, dürfte dann bald ein Ende haben.” Allein zwischen 2004 und Ende 2008 hat die Bahn laut FDP ihre Preise um 23 Prozent erhöht.
Ab wann in Deutschland Fernbuslinien nach dem US-Vorbild der „Greyhound”-Überlandbusse rollen werden, hängt von der Gesetzgebung ab. 200 bis 300 der rund 5000 mittelständischen Busbetriebe in Deutschland kämen nach Branchenschätzungen als Betreiber solcher Linien in Betracht. Rentabel wären Strecken, deren Ziele in fünf bis sechs Stunden erreichbar sind.
Bisher verhindert das Personenbeförderungsgesetz von 1931 den Aufbau eines Liniennetzes durch private Busunternehmen. Im Gegensatz zum internationalen Linienverkehr hat bei der Genehmigung von innerdeutschen Fernbuslinien die Bahn AG ein Mitspracherecht. Da planmäßige Fernbusse dem Schienenverkehr keine Konkurrenz machen dürfen, existieren nur wenige Überlandlinien.
In NRW gibt es einmal am Tag eine Verbindung von Düsseldorf über Essen und Dortmund nach Berlin. Sie ist ein Überbleibsel aus der Zeit der deutschen Teilung, als diese Berlin-Busse eine Alternative zu den Interzonenzügen der DDR-Reichsbahn sein sollten.