Essen. Porsche kommt nicht zur Ruhe. Zwar blieb am so genannten „Hexensabbat” die befürchtete Achterbahnfahrt der Börsenkurse von Porsche oder Volkswagen aus. Gleichzeitig wurden neue Details des Streits zwischen den Eigentümerfamilien des hoch verschuldeten Sportwagenbauers bekannt.

Porsche-Vorstandsvorsitzender Wendelin Wiedeking hat nach Medienberichten einen gesalzenen Brief an Miteigentümer Ferdinand Piëch geschrieben. Der hatte in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns Wiedeking Anfang Mai öffentlich nach allen Regeln der Intriganten-Kunst zur Sau gemacht und ihm den Abschied nahegelegt.

Kein Kurszauber am börslichen Hexensabbat

Daraufhin hat Wiedeking am 13. Mai Piëch schriftlich der Geschäftsschädigung bezichtigt, für die er auch persönlich haftbar gemacht werden könnte. Weiter kann ein Zerwürfnis zwischen einem Miteigentümer und seinem - im weitesten Sinne - Angestellten nicht gehen. Wiedeking überlebt bei Porsche nur dank der Rückendeckung von Wolfgang Porsche, einem Piëch-Cousin, und das Gegenteil eines Intimfreundes.

Der dritte Freitag des letzten Quartals gilt an der Börse als Hexensabbat. An diesem Tag können die Kurse wie von Zauberhand, ohne Rücksicht auf die tatächlichen wirtschaftliche Verhältnisse, hoch steigen oder tief fallen. Am „Sabbat” werden verschiedene Arten von Wetten auf die Kurse gleichzeitig fällig. Deshalb haben die großen Börsen-Spieler ein starkes Interesse daran, an diesem Tag die Kurse so zu beeinflussen, dass ihre Wetten aufgehen.

Porsche kann Deal nicht refinanzieren

Erwartet wurde, dass am Freitag eine große Zahl von Porsches Optionen ausläuft. Diese hätten die Stuttgarter berechtigt, ihren Anteil an den stimmberechtigten VW-Aktien von gut 50 auf über 70 Prozent zu erhöhen, und das zu festgelegten Preisen, die unabhängig vom aktuellen Aktienkurs sind.

Das Einlösen der Optionen ist einerseits für Porsche wertlos, da man auf keinen Fall an die zur Refinanzierung eingeplanten Milliarden-Reserven von VW herankommt. Andererseits würde das Verfallenlassen der Optionen den Kurs der VW-Aktie in den Keller rauschen lassen, was zu immensen Wertberichtigungen führen würde.

Der Gesamtwert der 295 Millionen VW-Aktien betrug bei einem Kurs von 220 Euro am Freitag über 65 Milliarden Euro. Der Kurs gilt aber durch die Spekulationen als stark aufgebauscht. Einen Anhaltspunkt für den wahren Wert der VW-Aktie gibt der Kurs der nicht stimmberechtigten Aktien, die für den Übernahmepoker uninteressant waren. Er liegt bei knapp 50 Euro.