Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische DGB-Chef Schneider hat überraschend mit einem Ausstieg der Gewerkschaften aus dem Ausbildungskonsens gedroht. Bei einem Treffen in der Staatskanzlei flogen die Fetzen. Schneider warf den Partnern vor, den Ausbildungsmarkt besser darzustellen, als er ist.

Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische DGB-Chef Guntram Schneider hat überraschend mit einem Ausstieg der Gewerkschaften aus dem Ausbildungskonsens gedroht. In dieser Konsensrunde bemühen sich Vertreter aus Wirtschaft, Landesregierung, Arbeitsverwaltung und Gewerkschaften, jedem Jugendlichen in NRW, der einen Ausbildungsplatz sucht, eine Stelle anzubieten.

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Nach einem Treffen am Dienstag war in der Staatskanzlei eine gemeinsame Erklärung geplant. Stattdessen flogen die Fetzen. Schneider warf seinen Partnern vor, den Ausbildungsmarkt besser darzustellen, als er ist. „In einer solch angespannten Situation kann man nicht alles mit schönen Worten übertünchen”, ereiferte er sich.

"Machen Sie Schluss, bevor es peinlich wird"

Alle anderen Akteure – NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Landesarbeitsagentur-Chefin Christiane Schönefeld, Arbeitgeberpräsident Horst-Werner Meier-Hunke und Handwerkskammer-Präsident Franz-Josef Knieps – hatten zuvor Entspannung signali-siert. Der NRW-Ausbildungsmarkt sei 2009 weitestgehend von der Krise verschont geblieben. Von mehr als 131 000 Lehrstellenbewerbern seien nur 2940 unversorgt, und es gebe noch 2264 freie Stellen. Da platzte Schneider der Kragen. „Wir so oft im Leben gibt es zwei Wirklichkeiten”, lei-tete er seinen Wutausbruch ein. Er sei mit diesen „Erfolgsmeldungen” total unzufrieden. Mehr als 21 000 junge Menschen, die ebenfalls gerne ausgebildet würden, seien „in schulische Maßnahmen geflüchtet, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen”. Außerdem werde der vorausgesagte Anstieg der Arbeitslosigkeit Ausbildungsstellen kosten. Schneider forderte deshalb ein Programm von der Landesregierung, mit dem mindestens 3000 zusätzliche Lehrstellen geschaffen würden. Arbeitsminister Laumann lehnte ab.

Einmal in Rage, beklagte Schneider die schlechte Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber. „Von den 62 Prozent der Unternehmen, die ausbilden können, bilden nur 30 Prozent aus”. Als Handwerkskammer-Präsident Knieps einwarf, „zehn Prozent” der jungen Menschen seien „nicht ausbildungsfähig und -willig”, rief Schneider: „Machen wir Schluss, bevor es peinlich wird.”

Sofort löschte jemand das Licht im Saal. Knieps und Schneider stritten im Dunkeln weiter, andere Teilnehmer suchten das Weite.