Bern. Keine andere Schauspielerin im deutschen Nachkriegskino konnte so herzlich lachen wie Liselotte Pulver. Mit Filmen wie "Die Zürcher Verlobung" und "Das Wirtshaus im Spessart" spielte sich die gebürtige Bernerin in die Herzen der Zuschauer. Heute wird die Pulver 80 Jahre alt.

Dieses Lachen. Es klingt einem in den Ohren, wenn ihr Name fällt. Auch wenn man lange nichts mehr von ihr gehört hat. Dieses Lachen, mit dem sie früher ein Millionenpublikum verzaubert hat. Weil es so erfrischend ist, so ansteckend. Dabei gab es viele Momente, in denen es Liselotte Pulver nicht zum Lachen zu Mute war. Am heutigen Sonntag wird „Lilo” 80 Jahre alt.

Geboren wird sie 1929 in Bern. Schon als Kind weiß sie, was sie will. Berühmt werden, Schauspielerin werden. Bevor sie ihre Träume verwirklichen darf, muss sie „was Ordentliches” lernen. Weil der Vater es so will, macht Pulver eine Ausbildung zur Sekretärin. Dann geht sie zum Theater, spielt in „Faust II” oder der „Dreigroschenoper”. Bis 1950 der Film ruft. „Ein Seemann ist kein Schneemann” heißt der erste. Fast 50 weitere folgen.

"Ich denke oft an Piroschka" machte sie berühmt

In dem Film, der ihr den Durchbruch bringt, in dem will sie erst gar nicht mitspielen. Regisseur Kurt Hoffmann bietet ihr 1955 die Rolle eines naiven ungarischen Pusztamädchens an. Pulver, die sich selbst zur Tragödin berufen fühlt, wehrt sich mit Händen und Füßen, „Zu lustig” findet sie die Rolle und glaubt, „dass mir kein Mensch 90 Minuten lang einen ungarischen Akzent abnimmt”.

Doch Hoffmann lässt nicht locker. Er erkennt das Potenzial der jungen Schauspielerin. Anders als die weitaus kurvenreichere Nadja Tiller ist sie keine Sexbombe. Aber sie hat diese natürliche Art, die viele Deutsche in den Wirtschaftswunderjahren so schätzen. Sie ist das nette Mädchen von nebenan. Schließlich unterschreibt die Schweizerin. „Ich denke oft an Piroschka” wird der Film des Jahres, Lilo Pulver wird berühmt. Genau wie ihr Lachen.

„Ich war immer nur ein Seitensprung”

Es ist der Beginn einer märchenhaften Karriere. Pulver besucht „Das Wirtshaus im Spessart” und tanzt für Billy Wilders „Eins, Zwei, Drei” auf dem Tisch. Sie spielt in den Buddenbrooks, aber auch „Kohlhiesels Töchter”. Sie spielt mit O.W. Fischer, Paul Hubschmid oder Horst Buchholz. Sie spielt mit fast allen großen Namen jener Zeit. In viele ihrer Filmpartner verliebt sie sich. Unglücklich. „Ich war immer nur ein Seitensprung.” Deshalb ist ihr oft zum Weinen zu Mute, wenn sie vor der Kamera lachen muss.

Den Zug nach Hollywood hat sie verpasst. Weil sie nicht einsteigt, als er abfährt. Eine Rolle in „Ben Hur” wird ihr angeboten und die weibliche Hauptrolle an der Seite von Charlton Heston in „El Cid”. Die eine will sie nicht, die andere kann sie nicht übernehmen, weil sie durch eine andere Produktion gebunden ist.

Doch sie erfährt Glück im Unglück. Bei den Dreharbeiten zu „Gustav Adolfs Page”, dem Film, der „El Cid” im Weg gestanden hatte, lernt sie den Schauspieler Helmut Schmid kennen. 1961 heiratet sie die Liebe ihres Lebens und bekommt zwei Kinder. Die Familie fängt sie auf, als ihre Kinokarriere Ende der 1960er zu Ende geht. Nur für die Sesamstraße tritt sie 1978 noch mal längere Zeit vor die Kamera.

Private Schicksalsschläge bringen sie in die Schlagzeilen zurück. 1989 stürzt sich ihre damals 21-jährige drogensüchtige Tochter Melisande vom Berner Münster in den Tod. 1992 stirbt ihr Mann.

Neues Rollenangebot

„Das war am Anfang so hart, ich dachte, das steh' ich nicht durch”, sagt sie später in einem Interview. Lange lebt sie allein in ihrer Villa am Genfer See, vor zwei Jahren zieht sie in eine Berner Seniorenresidenz. Vergessen ist die Schweizerin in Deutschland zu dieser Zeit nicht. 2007 erhält sie „Die Goldene Kamera” für ihr Lebenswerk.

Den 80. Geburtstag feierte sie in aller Stille. Keine Party, keine Interviews. Drei Bücher hat sie selbst geschrieben – damit sei alles gesagt, meint Lilo Pulver. Und so muss man sich auf ihre Schwester Corinne (75) verlassen, die in der Frauenzeitschrift „Das Neue” verkündet, Lilo gehe es „wunderbar”. So wunderbar, dass sie wieder drehen will. TV-Produzent Wolfgang Rademann hat ihr angeblich bereits eine Rolle auf dem „Traumschiff” angeboten. Hoffentlich was Lusti-ges. Damit man es noch einmal hören kann, dieses unvergleichliche Lachen.