Essen. Seit genau 40 Jahren passen Lernen und Spaß im Fernsehen zusammen – die Puppen und die dazu gehörigen Charaktere haben viel damit zu tun. Wir sagen, was uns an Ernie, Bert und Krümelmonster am besten gefällt.
Klar, Sendungen für Kinder gibt es solange, wie es Fernsehen gibt. Aber eigentlich begann das Kinderfernsehen erst mit der „Sesamstraße". Plötzlich war dröge Didaktik gestern – erstmalig hatte Lernen auch etwas mit Spaß und Spiel zu tun. Am Dienstag vor 40 Jahren startete die Kultsendung im amerikanischen Fernsehen. Grund genug, unsere Lieblingsfiguren vorzustellen.
Ernie & Bert. Ich hatte schon zwei Jahre Englisch in der Schule, aber es war damals eher „English for runaways", um einen Gag von Otto zu bemühen, Englisch für Fortgeschrittene, mit wundervoll sinnfreien Schulbuch-Geschichten. Mein wahrer Englisch-Unterricht begann mit der „Sesamstraße" oder, besser gesagt, mit der „Sesame Street". Denn das deutsche Fernsehen zeigte die Reihe ab 1973 in den meisten dritten Programmen im amerikanischen Original. Ich habe sie alle geliebt, die Puppen mit den Kulleraugen. Am meisten begeistert hat mich Ernie, der in der Männer-WG mit Muffelkopp Bert immer auf der Spaßseite des Lebens stand – vor allem dann, wenn er Schlemihl, der eigentlich „Lefty The Salesman" heißt, Buchstaben abkauft. Und dann diese Lache! Die konnte ich sofort übersetzen. Dafür braucht man kein Schulbuch. jov
Graf Zahl. Ich war eigentlich schon viel zu alt für ihn, als wir uns kennen lernten. Jedenfalls konnte ich schon zählen. Bis 1000. Und noch viel weiter. Und eigentlich sind Zahlen gar nicht meine Welt. Aber irgenwie fand ich ihn cool, diesen adeligen Untoten, der nichts anderes im Sinn hat als zählen, zählen, zählen. Vielleicht, weil mir Vampire grundsätzlich sympathisch sind. Vielleicht auch wegen seines herrlichen osteuropäischen Akzents. Auf jeden Fall aber wegen seiner unglaublichen Lache, mit der er jede Zählaktion abschließt, während es um ihn herum plötzlich blitzt und donnert. Komplett zum Fan geworden bin ich allerdings erst, als ich seinen Original-Namen erfahren habe: Count of Count. Das hat was. a.b.
Krümelmonster. Natürlich war ich ein Fan des Krümelmonsters. Warum? Weil das Krümelmonster meine anarchischen Gelüste als Kind perfekt bediente. Während die gesamte Sesamstraßen-Crew schlaubergerische Kopfstände machte, um den Kindern ein paar Buchstaben zu erklären, war das blaue Zottelviech immer nur an größtmöglicher Zerstörung interessiert. Chaos als Leitmotiv, sowas muss man einfach lieben. Das blieb ja nicht nur bei den obligatorischen Keksen, die sich in den Rachen verkrümelten. Ab und zu wurde auch mal die halbe Bühnendekoration verputzt. 2005 musste Krümel eine Obstdiät machen, damit die amerikanischen Kinder nicht noch fetter würden. Achtung, Vorbildfunktion! Zum Heulen, dieser Oberlehrer-Einfall. Krümel, auf Dein Wohl werde ich mir heute eine Prinzenrolle auf ex genehmigen und die Tüte in tausend Fetzen reißen. fp
Kermit, der Frosch. Und worüber schreibst du so? Ich habe den kleinen, grünen Helfer erst als Anwort entdeckt auf diese Frage. Wie arbeitet ein Reporter? Was soll man da sagen: Heute Karstadt, morgen Kirmes? Letzte Woche weit weg in der Welt, diese wieder Wanne-Eickel? Versteht ja keiner. „Überall und alles", würde passen – und eben auch zu Kermit: ist an jedem Ort und mischt sich dauernd ein, plappert, schwadroniert und labert die Leute an, kann alles erklären, stets zu ausführlich, und wird dauernd gestört. Zudem ist Kermit ein sehr weibliches Wesen, das nämlich tausend Sachen kann: etwa in der Sesamstraße und in der Muppet-Show gleichzeitig sein. Reporter, sage ich also, sind wie Kermit, nur ohne Mikrofon. Und in der Regel nicht grün. AFi