Für den Energiekonzern Eon wird ein Fiasko beim Bau seines 1,5 Milliarden Euro teuren Steinkohlekraftwerks in Datteln immer konkreter. Das Oberverwaltungsgericht NRW weitete den Baustopp für das Projekt aus.
Die Großbaustelle, auf der 2600 Menschen arbeiten und auf der laut Eon pro Tag eine Million Euro verbaut werden, könnte nun in Teilen für den Winter „eingemottet” werden.
Das Urteil betrifft einen Großteil der noch ausstehenden Arbeiten. Laut Urteil darf Eon die bereits ruhenden Arbeiten am Kesselhaus, Rauchgaslager und Siloanlagen nicht weiterführen. Davon sind laut Eon allein 500 Arbeitsplätze betroffen. Das Gericht stoppte nun zusätzlich die Errichtung der Gleisanschlüsse.
Bei einem weiteren Bauabschnitt lehnte das Gericht die Eilanträge von Umweltschützern und eines Waltroper Landwirts ab. Die Klage gegen die Errichtung der Kessel und anderer Anlagenteile sei zu spät eingereicht worden. Eon wertete dies als Punktsieg: „Damit können die Arbeiten an den Kernkomponenten des Kraftwerks weitergehen. Die Baustelle wird lebendig bleiben”, sagte ein Eon-Sprecher.
Eon forderte „eine klare politische Unterstützung durch das Land NRW” ein, um das Milliardenprojekt doch noch fertig zu bauen. Im Mittelpunkt steht dabei der Bebauungsplan, den das Oberverwaltungsgericht Anfang des Monates für null und nichtig erklärt hatte. Nach WAZ-Informationen sind sich Experten der Landesregierung offenbar einig, dass die von den Richtern beanstandeten Mängel zu „heilen” seien. Wie es in Kreisen der Landesregierung hieß, sei dies das Ergebnis eines Treffens von Experten aus den Ministerien Wirtschaft, Bau, Umwelt sowie dem Kreis Recklinghausen, der Stadt Datteln sowie der Bezirksregierung Münster. Demnach soll ein neuer Bebauungsplan den Abriss verhindern können.