Essen. Die Initiative „China-Tag” findet im Ruhrgebiet größtes Interesse. NRW-Firmen sehen gute Chancen im „Reich der Mitte”. Und da der „China-Tag NRW” nicht automatisch in Düsseldorf stattfinden solle, lädt Rüttgers zum Wettbewerb der Städte ein.
Die Absicht von NRW-Regierungschef Jürgen Rüttgers, „Nordrhein-Westfalen zum chinesischen Zentrum für Deutschland und Europa“ zu entwickeln, stößt im Ruhrgebiet auf großes Interesse. Bei seinen China-Besuch sagte der CDU-Politiker am Freitag, die geplante „China-Tag NRW” solle nicht automatisch in der Landeshauptstadt Düsseldorf stattfinden. Er gab damit den Wettbewerb um die Großveranstaltung frei.
„Beide Handelspartner können weiter voneinander profitieren”
Im Ruhrgebiet wäre der China-Tag herzlich willkommen: „China zu Gast in der Metropole Ruhr – das passt”, sagte der Direktor des Regionalverbandes Ruhr, Heinz-Dieter Klink, dieser Zeitung. Der Strukturwandel des Ruhrgebiets gelte in China als vorbildlich. „Beide Handelspartner können weiter voneinander profitieren”, erklärte der RVR-Chef. So sorge „deutsche Bergbautechnologie für mehr Sicherheit im chinesischen Bergbau. Auch in der Umwelt- und Energietechnik verfügen die Unternehmen der Region über hervorragende Lösungen für die fortschreitende Industrialisierung Chinas.”
Nr. 43, süß-sauer
Alles lecker, oder? Bei seinen Gesprächen habe er die Chinesen stets gefragt, was aus ihrer Sicht in Deutschland zu verbessern sei, sagte NRW-Regierungschef Jürgen Rüttgers bei seinem China-Besuch. Die Mehrheit habe geantwortet: „Das chinesische Essen.“ Wohl wahr.
Ähnlich äußerte sich Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU): „Ich begrüße die China-Initiative des Ministerpräsidenten ausdrücklich. Nordrhein-Westfalen muss die Zusammenarbeit mit China als der kommenden Wirtschaftsmacht dringend intensivieren.” Duisburg könne dabei die tragende Rolle spielen”, so der OB. „Wir pflegen seit 1982 mit Wuhan die älteste deutsch-chinesische Städtepartnerschaft. Im vergangenen Jahr haben wir unter Federführung von Regierungspräsident Jürgen Büssow mit Düsseldorf, Essen und Wuppertal zusammen einen Freundschaftsvertrag mit der chinesischen Hafenstadt Quingdao geschlossen.”
Sauerland wies darauf hin, dass in Duisburg gerade das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr eröffnet worden ist. „Unsere wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit unseren Freunden in China sind breit aufgestellt und sehr intensiv”, sagte der OB: „Aus meiner Sicht kann man sich kaum einen besseren Background für einen NRW-China-Tag vorstellen.”
Freundlicher Empfang
In Chendu, der Hauptstadt der NRW-Partnerprovinz Sichuan, sagte Rüttgers am Freitag, „Nordrhein-Westfalen und China rücken wieder ein Stück weiter zusammen”. Chinesen, die in NRW studieren wollen, würde er künftig gerne mit einem besonderen „Begrüßungspaket” den Einstieg erleichtern. Sie sollen gleich bei der Ankunft von einem Paten an die Hand genommen werden, der ihnen auch sofort eine Unterkunft und einen Deutschkurs anbietet.
Rüttgers äußerte sich zuversichtlich, dass es demnächst auch wieder eine direkte Flugverbindung zwischen China und NRW geben werde. Beide großen Flughäfen, Düsseldorf und Köln-Bonn, verhandeln mit chinesischen Airlines.
Aus Kreisen der 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation, die den Ministerpräsidenten auf der China-Tour begleitet, gab es viel Lob für „Türöffner” Rüttgers. So sieht ein großer Industriekleberhersteller nach den durch die Staatskanzlei vermittelten Gesprächen im chinesischen Umweltministerium gute Chancen, im Reich der Mitte groß ins Geschäft mit Öko-Ware einsteigen zu können. Die chinesischen Regierungsvertreter hätten zugesagt, bei der Möbelherstellung die Verwendung lösungsmittelarmer Kleber gesetzlich zu verordnen, wenn eine Testreihe mit dem Produkt aus NRW die zugesagte Schadstoffreduzierung bestätige. Die Firma Jowat verspricht sich davon als Einstieg einen zusätzlichen Jahresumsatz von einer Million Euro.
Die gleiche Summe erhofft sich der Hersteller von Sicherheitsverriegelungen für Türen und Fenster, Carl Flur, nach Verhandlungen mit einem chinesischen Türenproduzenten.