Düsseldorf. Seitdem sich die breite Bevölkerung um die Erwärmung des Weltklimas sorgt, stehen Spitzenpolitiker um so mehr unter Rechtfertigungsdruck, warum sie sich mit großen Limousinen fahren lassen, die nicht nur teuer, sondern auch sehr umweltschädlich sind.

Noch im August hat die Umwelthilfe gegen NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) eine Klage eingereicht, weil dieser keine Angaben zur Motorisierung seines Dienstwagens machen wollte - aus Sicherheitsgründen, um Rückschlüsse auf Gewicht und damit Panzerung seines Fahrzeuges auszuschließen. Nun hat die Regierung in einer Liste, die der WAZ vorliegt, alle genutzten Dienstwagen der Ministerien aufgezählt - ausgenommen der gepanzerten Limousinen des Ministerpräsidenten und Innenministers.

Danach nutzt die Regierung 80 ungepanzerte Autos. Die meisten dieser Wagen werden nach Regierungsangaben für Kurierfahrten der Ministerien genutzt, die wenigsten für den Transport der elf Minister und des Ministerpräsidenten. Gleichwohl dominieren die „dicken Schlitten” die Liste, mit denen man immerhin bis zu bis 250 Stundenkilometer rasen kann: 17 Audi A8, 15 Audi A6, 14 BMW der 7er und 5er Serie sowie sieben Benz der S- und E-Klasse.

Eine geleaste Flotte

Immerhin liegen die Audi-8-Listenpreise bei 120 000 Euro; die Wagen werden aber seit Jahren von der NRW-Regierung nicht mehr gekauft, sondern geleast - zu günstigen Rabatten, wie sie beteuert, da die Hersteller ein Rieseninteresse hätten, ihre Top-Limos verkaufsfördernd als Staatskarossen zu präsentieren.

Betrachtet man den durchschnittlichen Spritverbrauch der Dienstflotte, so liegt dieser heute mit 11,2 Litern/100 km zwar deutlich über den Schnitt aller Fahrzeuge in Deutschland (7 bis 8 Liter), doch niedriger als früher: Von 12,2 Litern sank er durch schnelle Modernisierung des Fuhrparks schon 2007 auf 11,8 Liter. Statt bei 182 PS 2007 liegt die Motorleistung nun bei durchschnittlich 177 PS.

Somit reduzierte sich auch der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 der Flotte - zumindest pro Kilometer: Von 200 auf 188 Gramm. Zur Abmilderung des schlechten Gewissens, bei ihren jährlich drei Millionen Euro teuren Dienstreisen die Umwelt zu verschmutzen, zahlen die Minister ab 2009 für Flüge und Autofahrten eine Klima-Abgabe: 115 500 Euro pro Jahr. Damit sollen CO2-arme Heizanlagen gefördert werden.

"Man kann nicht mit einer Ente vorfahren"

Doch warum müssen Politiker Luxusautos fahren? Zum einen nutzten Minister die Fahrt zur Aktenarbeit im großzügigen Fond, zum anderen dürfe eine Regierung nicht „zu ärmlich” auftreten, wird argumentiert. „Man kann in Berlin oder bei Konzernen nicht mit einer Ente vorfahren, da hat man gleich eine schlechte Verhandlungsposition”, ist man überzeugt. Besonders die Wirtschaft schaue auf Kleidung, Fahrer und Automarke.

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