Essen. Bei der Deutschen Bahn droht den Beschäftigten wegen der Wirtschaftskrise ein massiver Stellenabbau. Vor allem die Güterverkehrssparte schwächelt. Bis zum Jahresende werden 10.000 Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt, heißt es in Konzernkreisen.

Die Krise in der Automobil-, Chemie- und Maschinenbauindustrie schlägt voll auf die Güterverkehrsparte der Deutschen Bahn durch. Zum Jahresende, heißt es in Konzernkreisen, werden 10 000 der 24 000 Beschäftigten in Kurzarbeit sein. Intern ist von „Anpassungsmaßnahmen” die Rede.

Die Bahn dementierte Pressemeldungen, wonach bis zu 7000 Stellen bei der Bahn-Tochter DB Schenker gestrichen werden sollen. „Im Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn gibt es keine Streichliste von tausenden Arbeitsplätzen”, heißt es in einer Stellungnahme.

Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen

Betriebsbedingte Kündigungen seien ohnehin ausgeschlossen, da bis Ende 2010 ein Beschäftigungsbündnis gelte. Über dessen Fortsetzung will die Bahn dem Vernehmen nach Mitte nächsten Jahres mit den Gewerkschaften verhandeln.

Wie viele Stellen in welchen Bereichen aktuell wegfallen sollen, könnte der Aufsichtsrat der Bahn schon auf seiner Sitzung in der nächsten Woche beschließen. Die Flaute auf den Güterstrecken will der Konzern aber auch mit Hilfe seines „internen Arbeitsmarktes” abfedern.

Vom Güterzug in die S-Bahn

So soll einem Lokführer eines Güterzuges angeboten werden, in den Führerstand einer S-Bahn umzusteigen. Denn der Personenverkehr war in der ersten Jahreshälfte deutlich weniger von der Krise betroffen als der Bereich Transport und Logistik. Darauf wies Bahn-Chef Rüdiger Grube bei der Vorlage der Zahlen Mitte August hin.

Trotz aller Beschwichtigungen der Bahn AG warnt die Gewerkschaft Transnet vor einem „Kahlschlag im Güterverkehr”. Ein „massiver Arbeitsplatzabbau” und die Schließung von Güterverkehrsstellen seien „die falsche Antwort” auf die Wirtschaftskrise, erklärte der stellvertretende Transnet-Vorsitzende Wolfgang Zell. Damit würden „ganze Regionen in Deutschland vom Schienengüterverkehr abgekoppelt”. Zell: „Profitieren würde davon ausschließlich die Straße.”

Standort gesucht

Ungeachtet der geplanten „Anpassungsmaßnahmen” sucht DB Schenker, deren Verwaltung bislang auf Berlin, Mainz und Essen verteilt ist, nach einem neuen Standort für die Konzernzentrale. Zuletzt waren Duisburg und Frankfurt im Gespräch.