Bochum. Mehr als eine Million Deutsche ließen im vergangenen Jahr Schönheitsoperationen vornehmen. Geliftet aussehen will dabei - anders als in den USA - keiner. Bei der „Cosmedica” informieren Experten über Angebote und Risiken.
Die Zeiten, in denen man sich heimlich zum Schönheits-Chirurgen begab, sind vorbei. „Schönheit ist ein boomender Markt, auf dem sich Frauen wie Männer ganz offen bewegen”, sagt Dr. Klaus Hoffmann von der Bochumer Haut-Universitätsklinik am St. Josef Hospital. Die Zahl der Schönheitsoperationen ist in Deutschland in den letzten zwei Jahren von 400 000 auf mehr als eine Million gestiegen, so die Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland.
Schönheit ist auch ein Bereich, in dem es sich in der Klinik – anders als auf vielen anderen Gebieten – kostendeckend arbeiten lasse. Hoffmann und die Abteilung für Ästhetische Chirurgie ist bestens ausgelastet. Aber nicht nur an Unikliniken, auch in zahlreichen Privatpraxen findet der Kampf gegen die Zeichen der Zeit statt. Wer sich die Falten glätten lassen will, kann sich vor Experten kaum retten.
Mit Eiweiß gegen die Fältchen
Botox, Faltenfüller, Kleines Facelift, Großes Facelift, neue Laser, alte Laser, Fettabsaugen. Was aber wirkt wie, was hat welche Vor- und welche Nachteile? Ist es ein Jungbrunnen oder einfach nur Augenwischerei – um Durchblick in der Fülle des Angebots zu bringen, lädt die Uniklinik am kommenden Mittwoch erneut zur „Cosmedica” ins Hörsaalzentrum am St. Josef-Hospital ein.
Klare Trends auf dem Markt der Eitelkeiten sei Botox. „Das gehört bald zum Standard – wie das Benutzen einer Tagescreme.” Botox wird in die Haut gespritzt, um so das zu entfernen, was das Leben mit sich bringt: Stirnfalten. „Fünf bis zehn Patienten täglich werden hier mit Botox behandelt.” Botox heißt eigentlich Botulinumtoxin und ist ein Eiweiß, das auf Nerven wirkt. Der Angst vor Nervenlähmung hält Hoffmann entgegen: „Es wird mit einer extrem niedriger Dosierung gearbeitet, damit wird nur der Effekt der Muskelentspannung genutzt.” Die Botox-Therapie der Stirn kostet, so Hoffmann, etwa 200 Euro. Alle vier Monate etwa müsse sie wiederholt werden.
Der „Kracher” auf dem Markt der Schönheit sei jedoch ein blitzneuer Laser (etwa 600 Euro, einmalige Anwendung reiche meist). Unter Laser (abgekürzt für „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation”) versteht man eine Art Skalpell, das nicht mit der Klinge, sondern mit gebündeltem Licht arbeitet und dabei eine große Hitze entwickelt. Für die Haut ist das extrem aggressiv. Bei dem neuen Laser wird die umliegende Haut deutlich stärker geschont, so Hoffmann. Beim traditionellen Laser gab es oft „wochenlang knallrote Gesichter”. Das sei jetzt vorbei.
Als Renner bezeichnet Hoffmann die Facelifts. Ganz besonders gefragt seien Korrekturen der Augenlider. „Auch bei Männern. Viele kommen, weil sie trotz reichlich Schlafs morgens komplett übermüdet aussehen oder so, als hätten sie die ganze Nacht durchgefeiert.” Ein paar Zentimeter würden weggeschnitten, für etwa 900 Euro. „Hält ewig.”
Fett absaugen am Hals
Schlupflider, Tränensäcke, Hängebäckchen, Doppelkinn – all das, was das Leben bringt, kann das Messerchen entfernen („die Naht sieht man nicht”). Neu heute: „Man lässt sich meistens noch den Hals absaugen.” Also das Fett. „Aber da muss man mit kräftigen blauen Flecken rechnen.” Je nach Größe des Bereichs könnte das zwischen 2000 und 3000 Euro kosten.
Große Facelifts, bei denen das gesamte Gesicht gestrafft wird, seien noch teurer. „Aber ich glaube nicht, dass Menschen das wirklich brauchen. In Europa will man nicht so operiert aussehen. Die Stars wie Cher oder Mickey Rourke, das ist doch völlig vermurkst.”
Die Abweisungsquote beim Facelift liege in Bochum bei 50 Prozent. „Man sollte nicht alles, was die Menschen wünschen, operativ umsetzen. Das ist unverantwortlich.”
Auf der „Cosmedica” wird auch über das große Angebot der „Filler” (Füllstoffe) berichtet, die heute vielfach mit örtlichen Betäubungsmitteln gemischt werden, um die Schmerzen zu nehmen.
Während das klassische Fettabsaugen auf dem Rückzug sei, liege ein neues Verfahren im Trend: „Fett weg mit Ultraschall.” (2000 bist 3000 Euro.) Der Mediziner warnt: „Wenig effektiv, zu teuer.”
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