Münster. Der Sportjournalist Werner Szybalski gründet die Westfalenpartei und wird von der Resonanz überrollt. Die neue Partei möchte der Region eine stärkere Wahrnehmung in der Politik verschaffen und kämpft für mehr kommunale Selbstverwaltung. Auch die Steuern sollen gerechter verteilt werden.

So richtig lieb haben sie sich auch im Jahr 63 nach der Gründung ihres Bundeslandes nicht, die Westfalen und die Rheinländer. Was auch daran liegt, dass spätestens hinter Essen eine imaginäre Grenze verläuft: Im Westen die reichen rheinischen Städte und die Ruhrgebietskommunen, die am Fördertropf des Landes hängen, im Osten die regelmäßig benachteiligten Westfalen. Das sieht zumindest Werner Szybalski so, der die gefühlte Ungleichbehandlung korrigieren will: Seit bekannt ist, dass er die Regionalpartei mit dem Namen „Die Westfalen” gründen will, wird der 48-jährige Sportjournalist nach eigenen Angaben von der Resonanz nahezu überrollt. Rolf Kiesendahl traf den studierten Politikwissenschaftler in Warendorf.

Was zeichnet den Westfalen aus?

Szybalski: Eine Bedächtigkeit, die auf andere behäbig wirkt. Wir nehmen uns Zeit. Und eine Zielstrebigkeit, die auch als Sturheit wahrgenommen wird. Der Westfale geht stets den geraden Weg, nicht links oder rechts.

Wie steht es mit Humor?

Zum Lachen gehen wir nicht in den Keller, wir lachen gern über uns. Außenstehende kriegen das aber nur selten mit. In fernen Regionen wie Rio oder Köln ist man lustiger. Es gibt übrigens deutliche Unterschiede zwischen Münster- und Sauerländern. Aber für die Rheinländer sind wir alle nur Bauern.

Jetzt werden wir mal ernsthaft. Wie ernst ist es Ihnen mit der Parteigründung?

Sehr ernst. Ich bin erschrocken über die Bitterkeit, die in vielen E-Mails und Briefen zum Ausdruck kommt. So hat ein 80-Jähriger an NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers geschrieben, man sollte Ostwestfalen doch an Hannover abgeben. Dort würden wir viel eher wahrgenommen. Es ist viel leichter, im Rheinland eine Straße zu bauen als in Westfalen. Je weiter man von Dortmund entfernt ist, umso höher wird die Frustration. Es gibt das latente Gefühl, ständig zurückgesetzt zu werden.

Da hätten wir gern ein paar Beispiele.

Es geht nicht, dass sechzig Prozent der Gelder fürs Rheinland und nur vierzig Prozent für Westfalen ausgegeben werden. Uns fehlt ein Großflughafen, von denen das Rheinland mit den nur siebenundsechzig Kilometer auseinander liegenden Airports Düsseldorf und Köln gleich zwei hat. Gemessen daran sind Dortmund, Münster und Paderborn doch Klitschen. Ostwestfalen fliegt ab Hannover. Ein anderes Beispiel: Seit den Siebziger Jahren spricht man über eine schnelle Bahn- und Straßenverbindung zwischen Münster und Bielefeld. Nichts passiert. Oder die Schließung der WestLB in Münster. Die Standorte wurden zusammengelegt: in Düsseldorf.

Wie soll eine Regionalpartei das denn verhindern? Die Entscheidungen fallen doch woanders.

Wir sind bestimmt keine Separatisten, denken auch nicht links oder rechts und stehen zu einem Europa der Regionen, die in Brüssel aber noch viel mehr Gehör finden müssen. Wir streiten für mehr kommunale und regionale Selbstverwaltung und eine gerechtere Verteilung des erzielten Steueraufkommens. Darüber sollten die Regionen selbst entscheiden können.

Da würden manche Städte aber schlecht wegkommen.

Es klingt vielleicht hart, aber einer Region muss es mitunter schlecht gehen, damit aus der Krise neue Chancen und Kräfte erwachsen. Ein Privatmann guckt doch auch, wo er sparen kann und nimmt Margarine statt Butter. Der Wettbewerb bietet die Chance, wieder nach vorn zu kommen.

Wie geht es weiter mit den Westfalen?

Ich bin am 31. Oktober Gast beim Gründungsparteitag der Franken in Bamberg, die in Bayern ähnlich empfinden wie wir in NRW. Wenn wir in Münster, Dortmund und Bielefeld genug Menschen vor Ort haben, um Wahlkampf zu machen, treten wir schon zur Landtagswahl im Mai 2010 an. Die Parteigründung ist ja nur eine Formsache.