Essen. Um Polio endgültig auszurotten, will der Rotary-Club 200 Millionen Dollar sammeln und die Armen dieser Welt impfen. Engagiert ist auch der Essener Rotarier-Zweig. Derzeit liegt die weltweite Impfquote bei 99 Prozent. Doch erst wenn alle geschützt sind, hat der Virus keine Chance mehr.

Wollen Sie Geld haben? Dann bringen Sie Geld mit! Das ist keine Kettenbrief-Aktion und hat auch nichts mit einer Innovation auf dem Spielemarkt zu tun. Nein, es geht, so Prof. Mann von der Uniklinik Essen, um eine gute Sache: um die hundertprozentige Ausrottung von Kinderlähmung (Poliomyelitis, kurz „Polio” genannt).

128 Euro Spenden pro Rotarier nötig

Die Bill & Melinda Gates Stiftung aus den USA stellt 355 Millionen US-Dollar zur Verfügung – aber nur, wenn Rotary International innerhalb der nächsten vier Jahre 200 Millionen Dollar einwirbt. Ein starkes Stück. Doch Prof. Klaus Mann, Präsident des Rotary Clubs Essen-Süd, hält das für machbar.

Mann, Direktor der Klinik für Endokrinologie (Hormonforschung), spricht von der „bedeutendsten vorbeugenden Gesundheits-Aktion aller Zeiten” und rechnet vor: „Wenn jeder Rotarier weltweit innerhalb der nächsten vier Jahre 128 Euro als Spende überweist, ist das möglich.” 200 Millionen US-Dollar geteilt durch 1,2 Millionen ehrenamtlich tätiger Rotarier – „wenn uns Spenden aus der Bevölkerung unterstützen, kann das gelingen”, so Mann.

Ein Prozent entscheidet

Spenden-Info

Am 24. Oktober ist nationaler Polio-Plus-Aktionstag.

  • Spenden an Rotary Deutschland, Gemeindienst e.V.
  • Konto-Nr. 3941 200 00
  • BLZ 300 700 10

Doch ist die weltweite Impfung überhaupt nötig? Vom Polio-Virus geht laut Robert-Koch-Institut hierzulande und in fast allen Ländern der Welt kaum mehr eine Gefahr aus. Die Kinderlähmung, die einst für Entsetzen sorgte, spielt im Grunde keine Rolle mehr. Dank Pflicht-Impfungen ist sie zu 99 Prozent ausgerottet. Doch das eine fehlende Prozent sei, so Mann, entscheidend.

„Nur wenn wirklich alle Menschen geimpft sind, kann das Virus nicht wieder aktiv werden.” Will heißen: Solange noch irgend jemand auf der Welt unter der Erkrankung leidet, sei das Virus eine Gefahr. Es bestehe dann durchaus die Möglichkeit, dass der Erreger auch in virus-freie Länder eingeschleppt werde.

În vier Ländern grassiert Polio noch

Auch die Ärzte der Weltgesundheits-Organisation (WHO), Unicef und die amerikanischen Seuchenbehörden wollen sich nicht mit 99 Prozent zufrieden geben. Rotary legte deshalb das Programm „Polio-Plus” auf und versprach: „Eine Welt ohne Polio.”

Noch in vier Ländern grassiert das Polio-Virus: In Afghanistan, Pakistan, Indien und Nigeria. „Nehmen wir den indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Hier werden pro Jahr fünf Millionen Kinder geboren, die alle zuverlässig geimpft werden müssen. Ein Aufwand, der nur mit konzertierten Massenimpfungen zu bewältigen ist”, so Mann.

Symptome wie bei einer Grippe

Die Symptome der Erkrankungen könnten zunächst einer Grippe ähneln – Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen. Sobald das Zentralnervensystem (ZNS) infiziert ist, seien Lähmungen zu befürchten, vor allem der Beine. Der Arzt: „Vielfach ist nur noch ein Leben im Rollstuhl möglich. Es gibt aber auch Menschen, die nicht einmal mehr die Arme bewegen können und ans Bett gefesselt sind.”

Optimistisch ist der Mann, dass genügend Geld zusammen kommt. Doch Geld allein reiche nicht. Die Impfkampagnen müssten durchgeführt werden. Ein planerisches Problem, das mit den Gesundheits-Organisationen vor Ort geregelt werden müsse. Schwieriger allerdings gestalte sich häufig die Impf-Skepsis.

Dennoch ist Mann auch in diesem Punkt Optimist: „In Nigeria zum Beispiel haben Religionsführer ihre lang praktizierte Ablehnung gegenüber Impfungen aufgegeben. Jetzt impfen Moslems Moslems und werden die bislang schlechte Impfquote von 42 Prozent im Norden des Landes deutlich verbessern.” In Indien seien bis zu 90 000 Rotarier bei den Massenimpfungen aktiv, um wirklich alle Kinder zu erreichen.