Castrop-Rauxel. Der Medical Park Rhein Ruhr soll Förderauflagen nicht eingehalten haben. 25 Auszubildenden-Stellen wurden bislang nicht besetzt, darum prüft die NRW-Bank Rückforderungen. Auch die Stadt steht bei diesem Leuchtturm-Projekt mit ihrer Baugenehmigungspraxis in der Kritik.

Ein Hauch von Indien steht seit zwei Jahren in direkter Nachbarschaft des Rathauses in Castrop-Rauxel: Raj Mahal nennt sich der beeindruckende Komplex aus drei Türmen. Betrieben von Thomas Vallomtharayil und Familienmitgliedern. Sie sind indischer Herkunft und seit Jahrzehnten in Castrop-Rauxel ansässig.

So exotisch wie das ferne Indien mutet auch vieles an, was sich zwischen Stadtverwaltung und dem Zentrum für die traditionelle asiatische Ayurveda-Heilkunst abspielt. Als Highlight mit Strahlkraft in die Region wurde vollmundig der „Medical Park Ruhr” immer wieder von SPD-Bürgermeister Johannes Beisenherz und Vallomtharayil der Öffentlichkeit angepriesen.

Vorgestellt wurde der Öffentlichkeit, dass in den Gebäuden Betreutes Wohnen, ein Ärztehaus mit Klinik, eine Ayurveda-Akademie und ein Hotel mit Restaurant entstehen sollen. Fakt ist: Nach zwei Jahren steht der linke Trakt für Betreutes Wohnen immer noch leer. Im „vorhabenbezogenen Bebauungsplan” wurden 1000 qm Flächen für Hoteleinrichtungen genehmigt. Gebaut wurden in Vier-Sterne-Qualität „56 elegante Zimmer und Suiten” wie auf der Internetseite von raj-mahal.de zu lesen. Nach der Klassifizierung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes ist bei der Vier-Sterne-Zimmerqualität eine Mindestgröße von 22 qm erforderlich. Das macht bei 56 Zimmern bereits 1232 qm aus. Nebenräume und Verkehrsflächen nicht einmal mit eingerechnet.

Die Tiefgarage wurde nie gebaut

Vorgeschrieben war der Bau einer Tiefgarage. Gebaut wurde sie nie. Wie Baudezernent Heiko Dobrindt erklärt, habe man nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert würde.

Was die Stadtverwaltung seit Jahren einfach ignoriert: Ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan” ist wie ein Gesetz. Absolut bindend für alle Seiten. Das bestätigt auch der Baudezernent, sagt aber, „man wolle sich Flexibilität erhalten”. Die Antwort auf die Frage, warum die Stadt dann einen bindenden Bebauungsplan aufstelle, blieb er schuldig. Genau diese Praxis kritisieren die Grünen immer wieder. Die Stadt agiere, ohne – wie vorgeschrieben – den Stadtrat über abweichende Pläne entscheiden zu lassen.

„Angekündigt wurde eine Ayurvedaklinik mit Hotel. Herausgekommen ist viel Hotel und ein bisschen Ayurveda”, so die Grünen. Für diese Kritik wurden sie sowohl vom Bürgermeister als auch vom Investor heftig beschimpft.

Insgesamt ist es eine Investition von circa elf Millionen Euro. Dafür gab's Geld von Land und Bund. Alleine für das Hotel (Gesamtkosten 7,5 Millionen) flossen Subventionen in Höhe von ungefähr 1,6 Millionen. „Zweckgebunden, um 25 Vollzeitarbeitsplätze im Hotelbereich zu schaffen und 25 Stellen für Auszubildende”, so der Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums, Joachim Neuser. Ausbildungsplätze sollten im Bereich der Ayurveda-Klinik geschaffen werden mit dem Ziel, eine anerkannte Ausbildung zur „Assistenz für Komplementär-Medizin” zu schaffen.

Land hat Bürgschaft übernommen

„Zurzeit prüft die NRW-Bank, ob es zu einer Rückzahlung kommen muss, weil die 25 Azubi-Stellen nicht besetzt sind”, so Neuser. Das sei eine Million Euro plus Zinsen. Wie unsere Zeitung erfuhr, scheint es so gut wie unmöglich, für die Ausbildung eine bundesweite Anerkennung zu bekommen.

Auch das Land ist im Boot. „Zieht man von 7,5 Millionen Euro Hotelkosten die Förderung von 1,6 Millionen ab, bleiben 5,9 Millionen. Für 80 Prozent davon hat das Land eine Bürgschaft übernommen.” Geschlossen wurde der Grundstückskaufvertrag 2003. Das Geld sei 2005 geflossen, bestätigt die Stadt auf Anfrage. Bei einem Gespräch, das unsere Zeitung vorgestern mit Bürgermeister Beisenherz, seiner rechten Hand Uwe Bonsack, Baudezernent Heiko Dobrindt und Wirtschaftsförderer Hans-Werner Diel führte, wurde auf die Frage, wer Eigentümer des Grundstücks sei, nach einigem Zögern geantwortet: Herr und Frau Vallomtharayil je zur Hälfte. Aus dem Grundbuchauszug der letzten Woche, der unserer Zeitung vorliegt, geht hervor, dass die Stadt Eigentümerin des Grundstücks ist, auf dem die Gebäude stehen. Gesetzlich ist geregelt, dass derjenige, der als Eigentümer im Grundbuch eingetragen ist, mit allen Rechten und Pflichten für Grundstück und das, was darauf steht, verantwortlich ist.

Ein Gespräch, das unsere Zeitung am Montag mit Vallomtharayil und Sohn führen wollte, lehnten beide strikt ab.