Essen. „Abgeschult”: Wer mit diesem Stempel auf die Real- oder Hauptschule wechselt, hat eine ganze Menge negativer Schulerlebnisse hinter sich. Im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr machten knapp 13.000 Schülerinnen und Schüler diese Erfahrungen.

Wenn es um Wechsel geht, dann geht es in der Regel um Abstieg. „Was wir da unseren Kindern antun, ist ungeheuerlich”, sagt der Dortmunder Schulforscher Ernst Rösner.

Der Aufstieg ist hingegen die Ausnahme: 1500 Schüler wechseln in die höhere Schulform, wobei es lediglich 34 sind, die der Hauptschule den Rücken kehren und nach den Ferien gleich auf das Gymnasium wechseln.

Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: Die Zahl der Abschulungen sinkt leicht, in den beiden Jahren zuvor waren es noch knapp 14 500, im Schuljahr 2000/2001 sogar 20 000 Schüler. Anhand der Abschulungen vom Gymnasien auf Realschulen zeigt sich, dass die Zahl nicht nur absolut, sondern auch prozentual zurück geht. So ist sie seit dem Schuljahr 2000/2001 von 2,3 Prozent auf 1,5 Prozent zurückgegangen. Was zeigt: Die Lehrer fördern mehr als früher. Das habe mit Konkurrenz zu tun, auch mit Lehrerstellen, sagt Rösner.

Aufstieg kaum möglich

Für Professor Wilfried Bos, Leiter des Dortmunder Instituts für Schulforschung (IFS) wird der Aufstieg in die höhere Schulform durch die Verkürzung der Gymnasialzeit (G8) künftig noch schwerer. Das gelte vor allem für die Realschüler: „Während sie früher noch die Chance hatten, im Lauf der Schulzeit auf das Gymnasium zu wechseln, ist es heute viel schwieriger.”

In der Tat geht die ohnehin geringe Zahl der Aufsteiger von der Realschule auf das Gymnasium zum dritten Mal in Folge zurück. „Das müsste nicht tragisch sein, wenn im Gegenzug ein zweites System ausgebaut würde”, sagt Wilfried Bos.

Von den gut funktionierenden Berufskollegs, wo Real- und Hauptschüler Abitur machen können, gebe es zum Beispiel zu wenig. Seitdem Grundschullehrer verbindlich über die Schuleignung entscheiden, sei ein Ausbau umso wichtiger, denn: „Ein Drittel der Kinder wird von den Grundschullehrern nicht in die optimale Schulform überwiesen.”