Köln. Zum Auftakt der Messe Gamescom kamen die Düsseldorfer Paradepunks von den Toten Hosen nach Köln, dazu gab's Ska-Punk und Wohlfühl-Pop.

Bei der Spielemesse Gamescom in Köln dreht sich derzeit alles um die virtuelle Welt, doch eröffnet wurde sie mit einem Konzert in der wirklichen Wirklichkeit. Auch wenn das Programm im Tanzbrunnen auf den ersten Blick eher unrealistisch wirkte: Auf die weichen und poppigen „Ohrbooten” folgte die harte Ska-Punk Band „Ska-P” aus Spanien. Dann wieder gab es entspannten Reggae mit Gentleman, bevor schließlich die Toten Hosen losdonnerten. Ein Wechselbad der Gefühle – in der prallen Sonne aber alles andere als eine Abkühlung.

Und die Mischung funktionierte. Was die Berliner „Ohrbooten” zunächst an sonniger Laune aufbauten, zerschmetterten die Madrilenen mit aggressiver Polit-Musik. Mit der Kirche haben sie es gar nicht, sie bevorzugen Krieg. Den der Palästinenser wollten sie herbeischreien. Und gegen die USA waren sie selbstverständlich immer schon und sind es selbst bei Obama – immerhin konsequent. Die nackte Musik jedenfalls war schön anzuhören. In der Pause traf es die versammelten Antikapitalisten hart: Über die Bildschirme an der Bühne flimmerte Werbung, die Toten Hosen ließen bereits Fan-Artikel wie Handy-Hüllen verkaufen, und am Burger-Imbiss wehte das Sternenbanner.

Ein Gentleman, der Frieden fordert

Gentleman dagegen setzte auf Frieden statt auf Krieg. Forderte es hundertfach – und zerredete damit seine Lieder. Dabei passten die melodiösen, von der Rhythmus-Gruppe der guten Far East Band geprägten Stücke so gut zum farbenprallen Sonnenuntergang auf der anderen Rheinseite.

Als die Toten Hosen dann auf die Bühne traten, war's schon dunkel, und so kam das Publikum in den Genuss einer strahlenden Bühnenshow mit perfekt arrangierten Effekten. So perfekt, wie die Lieder der Hosen auch live rüberkommen. Sie sind eben gar nicht so krawallig und wie ihr Image, sondern fast schon Rebellionäre. Die Düsseldorfer gingen immer schon gewissenhafter und klüger als ihre Kollegen ans Werk; so sind sie über Jahrzehnte hinweg zur professionellsten Punk-Band der Pop-Republik gewachsen. Das kann man ihnen vorwerfen. Aber genausogut könnte man der Sonne vorwerfen, dass sie abends untergeht.