Athen/Amsterdam/London/Frankfurt. Auf griechischen Flughäfen, dem Amsterdamer Airport, aber auch auf Londoner und deutschen Flughäfen treiben Laser-"Schützen" ihr Unwesen. Sie nehmen Piloten von startenden oder landenden Flugzeugen ins Visier. Attacken, die Menschenleben gefährden können.

Die Maschine war schon kurz vor der Landebahn des Flughafens der griechischen Insel Rhodos, als die Piloten im Cockpit plötzlich durch ein grelles, grünes Licht geblendet wurden. Die Flugzeugführer brachen am vergangenen Samstag die Landung sofort ab und zogen die Nase des Jets nach oben. Der Tower alarmierte die Polizei. Wenig später wurden in der Einflugschneise zwei Jungen, 13 und 14 Jahre alt, festgenommen. Sie hatten so genannte Laserpointer bei sich, mit denen sie die Piloten irritierten. Kein Dumme-Jungen-Streich, sondern eine gefährliche Attacke. Auch der Amsterdamer Flughafen, mit 45 Millionen Passagieren im Jahr der viertgrößte Airport in Europa, klagt über Laser-Attacken.

Mehrere Kilometer Reichweite

Laserpointer sind ursprünglich als Lichtzeiger für Vorträge gedacht – eine Art optischer Zeigestock. Man kann sie in jedem Elektronikladen kaufen. In Griechenland werden Laserpointer in Form von Schlüsselanhängern oder Kugelschreibern aus China auch von Straßenhändlern angeboten. Die Reichweite von stark gebündelten Laserstrahlen kann mehrere Kilometer betragen. Auf Flugzeuge gerichtet, kann dies Menschen in Lebensgefahr bringen.

Auf die zwei griechischen Jungen kommt ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Luftverkehrs zu. Ihre Eltern müssen sich wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht verantworten. In Heraklion auf Kreta wurde jetzt ein 16-Jähriger festgenommen, der am Flughafen Nikos Kazantzakis einen Laserzeiger auf die Cockpits landender Flugzeuge gerichtet hatte. „Wir bekommen ständig mehr Meldungen über solche Zwischenfälle”, sagt Grigoris Konstantellos, Vorsitzender des griechischen Zivilpiloten-Verbandes. „Bei einem nächtlichen Landeanflug sind die Piloten für einige Sekunden fast blind, wenn sie ein Laserstrahl trifft.”

Als besonders gefährlich gilt grünes Laserlicht, da es vom Auge 400mal intensiver wahrgenommen wird als rotes Licht. Die Sehstörungen, die bei direktem „Beschuss” mit einem grünen Laserzeiger ausgelöst werden, können Minuten oder sogar Stunden anhalten. Allein beim Anflug auf den Flughafen der griechischen Stadt Thessaloniki haben Piloten seit Jahresbeginn drei Dutzend Laser-Attacken gemeldet.

Laser-Geräte, die bei der Jagd verwendet werden

Das Thema beschäftigt den internationalen Zivilpilotenverband IFALPA. Denn Laser-Attacken auf Flugzeuge gibt es nicht nur in Griechenland, sondern auch in den USA, Australien, Spanien, England – und am Amsterdamer Flughafen Schiphol. Die Vereinigung der niederländischen Verkehrsflieger (VNV) registriert eine ,,erschreckende Zunahme der Laser-Angriffe auf Flugzeuge”. Vor allem bei nächtlichen Starts und Landungen in Schiphol finden immer mehr Laser-Attacken auf Piloten statt. In den vergangenen Wochen ,,dutzende”, meldet die VNV. Die Laser-Geräte, die dabei zum Einsatz kamen, seien meist die, die auch bei einer nächtlichen Jagd verwendet würden, erklärte Evert van Zwol, Vorsitzender der Pilotenvereinigung VNV.

Laser-Attacken auf Flugzeuge gibt es auch in Deutschland. „Es handelt sich aber um Einzelfälle”, betont Michael Fuhrmann, Sprecher der Flugsicherung NRW. Welche deutschen Airports bereits betroffen waren, möchte Fuhrmann „aus ermittlungstaktischen Gründen” nicht sagen. Auf Nachfrage winken die Sprecher der Flughäfen Düsseldorf, Dortmund und des Niederrhein-Airports Weeze ab: Laser-Schützen gebe es bei ihnen nicht.

Jörg Handwerg, Sprecher der Piloten-Vereinigung Cockpit und selbst Pilot, kritisiert, dass es Laser-Geräte, mit denen großer Schaden angerichtet werden könne, frei verkäuflich bereits „für die Hosentasche” gebe. Es handele sich hierbei um Waffen, wenn diese etwa gegen Flugzeuge eingesetzt würden. Laser-Angriffe kämen überall auf der Welt vor. „Und das nimmt zu.”

206 Vorfälle im Jahr 2008

Bei den Attacken handele es sich immer um einen gefährlichen Eingriff in den Flugverkehr. „Werden die Leute im Cockpit durch Laser geblendet, hat das betroffene Flugzeug keine Piloten mehr.”

Bei den Vorfällen in den vergangenen Wochen auf dem Flughafen Amsterdam kann sich Handwerg vorstellen, dass es sich bei den Tätern um Leute handele, „die sich vom Lärm des Airports belästigt fühlen. Das ist in Amsterdam ein Thema".

Bis Piloten erblinden

Auch in Großbritannien treiben Laser-Schützen ihr Unwesen. Die Briten benennen die Flughäfen: Heathrow, Gatwick, Stansted und Luton. Jim McAuslan, Vorsitzender der Britischen Pilotenvereinigung, hat davor gewarnt, dass „es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Piloten durch solche Attacken erblinden”.

Die Zahl der Laser-Beschüsse an Londoner Flughäfen ist auf 206 Vorfälle im vergangenen Jahr angestiegen. 2003 gab es erst drei Attacken. „Wir haben die Vorfälle an allen Londoner Flughäfen beobachtet“, so McAuslan. „Wir müssen etwas unternehmen, bevor es zur Katastrophe kommt.“ McAuslan will sich mit dem britischen Verkehrsminister um ein Gesetz bemühen, das das Zielen mit Lasern auf Flieger zur Straftat erklärt.