Horta de Sant Joan. Verherrende Waldbrände in Spanien fordern Tote. Ein Großteil der Feuer geht auf fahrlässige oder gezielte Brandstiftung zurück. Einheimische und Touristen leiden in der Region Tarragona unter Temperaturen von annähernd 40 Grad.

Als Bürgermeister Angel Ferras aus dem Fenster seines Büros im Rathaus schaut, ahnt er, dass eine Tragödie droht: Die Sonne war plötzlich verschwunden. Es wurde dunkel. „Feuer und Rauchwolken” rasten auf seinen Ort Horta de Sant Joan zu, in dem rund 1200 Menschen leben. „Wenn der Wind nicht nachlässt”, befürchtet Ferras, „kann das schlimm ausgehen.” Wenig später kommt die Nachricht: Vier Feuerwehrleute wurden von der Flammenwalze überrollt und getötet, zwei weitere erlitten lebensgefährliche Verbrennungen.

Rund 1000 Löschhelfer und 21 Flugzeuge kämpfen in der Umgebung von Horta de Sant Joan gegen das Flammenmeer, versuchen den Ort und den nahen Nationalpark Ports de Tortosa-Beseit in der nordspanischen Region Katalonien zu retten. Es ist der größte Waldbrand in Spanien in diesem Jahr. Rund 1000 Hektar, etwa die Fläche von 1000 Fußballfeldern, wurden bisher in der Umgebung von Horta de Sant Joan zu Asche. Starke Winde fachten die Brandherde gestern immer wieder an. Seit Tagen leidet die Region im Hinterland der Mittelmeer-Urlauberstadt Tarragona unter Temperaturen von annähernd 40 Grad. Bürgermeister Ferras kritisiert, dass Verstärkung für die Feuerwehrmänner fehle, die Tag und Nacht ohne Ruhepausen im Einsatz seien.

87-Jähriger konnte nicht mehr fliehen

Zusammen mit den vier toten Feuerwehrleuten von Horta de Sant Joan gab es in den letzten vier Wochen bereits sieben Waldbrand-Tote in Spanien. Am vergangenen Wochenende konnte ein 87-jähriger Mann vor einem Feuer nicht mehr fliehen und starb. Vor vier Wochen stürzte ein Löschhubschrauber ab, die beiden fliegenden Feuerwehrleute kamen um.

Auch in der Umgebung von Madrid und weiter östlich in der Region der Stadt Cuenca tobten Waldbrände, die aber gestern unter Kontrolle gebracht wurden. Ein Großteil der Feuer entsteht durch fahrlässige oder gezielte Brandstiftung. Die Täter können nur selten ermittelt werden. Seit Jahresbeginn verbrannten in Spanien bereits rund 400 Quadratkilometer Wald- und Buschland, was der Fläche einer Millionenstadt wie Köln entspricht. Wegen der großen Hitze, anhaltender Trockenheit und geringen Regenfällen befürchten die spanischen Behörden, dass 2009 ein buchstäblich schwarzes Waldbrand-Jahr wird.