Bremen. Es hat seine Gründe gehabt, dass Werder Bremen bislang in seinem Profikader die 24 nicht vergeben hatte. Denn diese Rückennummer war seit Wochen für Claudio Pizarro reserviert - den nicht nur wegen seiner beachtlichen Torquote außerordentlich beliebten, weil immer gut gelaunten Peruaner.

Gestern nun hielt der 30-Jährige im blütenweißen Hemd, mit einem offensiven Dauergrinsen das grün-weiße Jersey mit den orangefarbenen Ziffern in die Kameraobjektive – der Spieler genauso erleichtert wie die Bremer Baumeister Klaus Allofs und Thomas Schaaf.

Erster Einsatz gegen Aktobe möglich

„Jetzt sind wir gut gerüstet für die neue Saison, wir haben intensiv an diesem Transfer gearbeitet”, erklärte der Geschäftsführer. „Es ist sehr wichtig, dass wir einen Spieler mit dieser Qualität dazubekommen”, ergänzte der Trainer, der Werders Wunschstürmer womöglich schon morgen im Playoff-Hinspiel der Europa League gegen FK Aktobe (21 Uhr/live ZDF) einsetzt.

Pizarro, vor zehn Jahren erstmals aus Lima für kleines Geld transferiert, wird nun ein zweites Male gekauft und mit einem stattlichen Drei-Jahres-Vertrag mit beidseitiger Option auf ein weiteres Vertragsjahr ausgestattet. Die zweite Rückkehr aus London – im Vorjahr war der bald 31-Jährige nur ausgeliehen – lässt sich Werder einiges kosten. Sieben Million Ablöse, die Werder an den FC Chelsea abstottern kann, und kolportierte vier Millionen Gehalt – damit ist der Mann neben Torsten Frings neuer Rekordverdiener an der Weser. Dennoch versicherte der Profi auf die Frage, ob er denn auf Geld verzichte, mit einem schelmischen Lachen: „Ja!”

Die Hintergründe dieses Geschäfts stellen sich außerordentlich vertrackt dar. Stehen der Spieler und sein nicht bestens beleumundeter Berater Carlos Delgado doch seit Monaten im Visier der heimischen Staatsanwaltschaft, weil etliche ihrer über eine gemeinsame Agentur abgewickelten Geschäfte, vorsichtig formuliert, nicht ganz koscher anmuten. Auch an einem Werder-Transfer – 2001 am 1,2 Millionen teuren Landsmann Roberto Silva – verdienten die beiden lebensfreudigen Kumpels kräftig mit, wie aus Unterlagen der mit Delgado im Scheidungskrieg liegenden Ehefrau Fiorella Faré eindeutig hervorgeht.

Jetzt wird Pizarro wieder mit offenen Armen empfangen, was eingedenk seiner formidablen Leistungen in der Vorsaison (28 Tore in allen Wettbewerben) auch nicht verwundert. „Er hat entscheidend für unsere Erfolge in DFB-Pokal und Uefa-Cup gesorgt”, so Allofs. Der Deal zog sich auch deshalb so lange hin, „weil wir mit einem spitzen Bleistift rechnen müssen” (Allofs). Auch nach der wirtschaftlich erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte, die an Brutto-Einnahmen aus Champions League, Uefa-Cup und DFB-Pokal sowie der ersten Tranche des Diego-Verkaufs summa summarum 50 Millionen Euro in die Kassen spülte, können die Hanseaten nicht wie sie eigentlich wollen.

Großes Haus für die große Familie gesucht

Pizarro betont, er wolle nun schnell in Bremen ein großes Haus· suchen: „Ich habe eine große Familie.” Tochter Antonella und Sohn Claudio junior wurden hier geboren, Ehefrau Carla kennt sich hier gut aus.

Die eine Familie kommt, die andere geht: Boubacar Sanogo wird dafür vermutlich sehr bald seine Bremer Zelte abbrechen. Der Ivorer, wie üblich zu dieser Saisonphase in Frühform, hat Angebote aus dem Ausland, darunter eine sehr konkrete Offerte von AS St. Etienne.