Essen. Bis zu fünf Millionen Flüchtlinge leben in der Türkei. Schleuser führen Tausende in die EU. Denn Griechenland steht geografisch offen.
Ein Griechenland kann man nicht abschotten, ein Land mit 14.000 Kilometern Küste und über 3000 Inseln. In Sichtweite liegt die Türkei, sie ist das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat: vier bis fünf Millionen. Und manche wollen weiter. Das Drama in der Ägäis ist fast vergessen wegen der Geschehnisse im Mittelmeer und an der polnischen Grenze.
Nach dem EU-Türkei-Abkommen von 2016 behält und versorgt die Türkei die Menschen vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie bekam dafür bis 2020 sechs Milliarden Euro. Beide Seiten verhandeln über eine Verlängerung. Die Stimmung in der Türkei hat sich zuletzt gegen die Flüchtlinge gerichtet. Die Regierung arbeitet daran, dass zumindest die Syrer heimkehren.
2021 kamen bisher rund 7500 Menschen, davon 3300 auf dem Seeweg
Schlepper und Schleuser ermöglichten seit 2016 Hunderttausenden, nach Griechenland zu gelangen. Seit Corona sind die Zahlen stark gesunken. 2021 kamen bisher rund 7500 Menschen auf diesem Weg aus der Türkei nach Griechenland, davon 3300 in Booten. In Griechenland leben derzeit 119 5000 Asylsuchende aus Arabien und Afrika.
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Der Zwiespalt in der Ägäis wird in einem Bericht des Uno-Flüchtlingshilfswerks deutlich. Dort heißt es: „Wichtig ist, dass trotz des großen Drucks Asylstandards und Schutzmaßnahmen beibehalten werden. Die Mehrheit der Asylbewerber*innen in Griechenland hat Flüchtlingsmerkmale und ist wahrscheinlich auf internationalen Schutz angewiesen.“ Und nur ein wenig weiter: „Griechenland hat das Recht, seine Grenzen zu kontrollieren und irreguläre Migration zu steuern.“
Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Staaten funktioniert nicht
Die Asylverfahren in Griechenland dauern wegen der hohen Zahl und der Pandemie sehr lang. Die Menschen, die anerkannt werden, sollen eigentlich auf die Länder der EU verteilt werden, um den Druck von Griechenland zu nehmen. Die Quote wird aber nicht umgesetzt, einige Länder verweigern sich komplett.
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Manche der Anerkannten reisen auf eigene Faust weiter (was sie befristet dürfen) und stellen einen zweiten Asylantrag in einem anderen EU-Land (was nicht vorgesehen ist). Deutschland hat im vergangenen Jahr rund 2000 Kinder und enge Angehörige aus humanitären Gründen nach einem Verfahren in Griechenland aufgenommen. 35 200 Asylanträge liegen vor von Menschen, bei denen es Hinweise gibt, dass sie bereits in Griechenland Asyl bekommen haben.