Dortmund. Mit einer überraschenden Aktion in der Blind Audition hat der Dortmunder Dr. Martin Scheer einen bleibenden Eindruck bei “The Voice of Germany“ hinterlassen. Trotz der Enttäuschung, dass es für die Battles nicht gereicht hat, zückte der Mathematik-Dozent der TU Dortmund sein Handy und bat Coach Samu Haber um ein Selfie. Warum er das Bild wenig später löschte, verrät er im Interview mit unserer Redaktion.

Die Enttäuschung war Dr. Martin Scheer anzusehen. Der Mathematik-Dozent an der TU Dortmund hatte in der Blind Audition alles gegeben. Aber keiner der vier Coach-Stühle hatte sich bei "The Voice of Germany" umgedreht, obwohl das Publikum sichtlich durch Jubel und Beifall begeistert war. "Schade, ich habe das hier echt geliebt", beschrieb der Dortmunder seine Gefühlswelt nach dem geplatzten Traum als „Dr. Voice“ in die Geschichte der Musikshow einzugehen. Im Gespräch mit unserer Redaktion verrät Scheer, was sich tatsächlich während und nach seinem Auftritt abgespielt hat.

Dabei hatte der Kandidat vor allem Coach Samu Haber verblüfft. Während der Finne noch mit warmen Worten ("Du hast eine geile Voice") den Dortmunder versuchte zu trösten, zückte Dr. Voice sein Handy: „Können wir wenigstens noch ein Selfie machen?“, fragte er unter dem Jubel des Publikums. „Ich weiß gar nicht, ob das erlaubt ist, aber ich habe mein Handy immer in der Hosentasche.“ Für die Blind Audition habe er die Aktion allerdings nicht geplant, versichert Scheer. „Ich habe an seinen Kommentaren gemerkt, dass er fast gedrückt hätte und da kam mir die spontane Idee.“

„Es ist schon hart, wenn sich niemand umdreht“

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Der sympathische Finne sprang mit einem breiten Grinsen sofort von seinem Stuhl auf und verteilte beim Selfie sogar ein angedeutetes Küsschen auf die Wange von Scheer. Und was macht der Dortmunder mit dem Selfie? „Ich hab's später gelöscht!“ Bei diesem Satz dürften viele Samu-Haber-Fans ungläubig mit dem Kopf schütteln. „Ich war unzufrieden mit dem Ergebnis der Blind Audition. Vielleicht war ich auch etwas beleidigt“.

Martin Scheer war mit großer Hoffnung in die Blind Auditions von „The Voice of Germany“ gestartet. Selbst als er die Monitorboxen während seines Auftritts nicht richtig hörte, ließ er sich davon nicht beirren. „Wenn man sich voll öffnet und mit ganzen Herzen singt, ist das schon hart, wenn sich niemand umdreht.“ Als er seine Blind Audition am Freitag erstmals im Fernsehen sah, war er mit seiner Leistung sehr zufrieden. „Dafür, dass ich mich überhaupt nicht gehört habe, war das sogar sensationell gut.“ Die Kritik der Coaches nimmt er sich trotzdem sehr zu Herzen. „ Insgesamt dumm gelaufen. Trotzdem sehr, sehr schade", lautet sein Fazit.

Schicksalsschlag gab Impuls für Bewerbung bei „The Voice of Germany“

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Eigentlich hätte Scheer auch nicht damit gerechnet, jemals bei einem Casting-Format mitzumachen. „Da stand ich überhaupt nicht drauf. Aber dann habe ich mit meinen völlig begeisterten Kindern und meiner Frau die „The Voice of Germany“-Staffel im vergangenen Jahr geschaut und wunderte mich, dass da jeder super singen kann.“ Den letzten Impuls für die Teilnahme gab dann - neben dem für The Voice charakterischen respektvollen Umgang mit allen Talents - ein Schicksalsschlag: „Ich hatte Anfang des Jahres eine heftige Blutvergiftung und wäre beinahe hopsgegangen. In so einem Moment denkt man sich dann, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt für etwas Verrücktes oder Spektakuläres wäre. Also habe ich mich einfach mal beworben."

Dabei sei es ihm trotz allem Ehrgeiz nicht darum gegangen, ein Superstar zu werden. „Ich wollte einfach diese Lebenserfahrung machen und dazulernen“. Um wieder in Gang zu kommen, nahm er Gesangs-Unterricht bei Pamela Falcon, die in der ersten Staffel von „The Voice of Germany“ für Furore gesorgt hatte. „Sie gab mir wichtige Tipps für die Blind Audition - etwa, dass ich all meine Ängste auf einen Zettel schreiben und diesen, kurz bevor es losgeht, zerknüllen und wegschmeißen sollte.“

Martin Scheer erhielt viele positive Reaktionen

Dr. Voice bei seinem Auftritt in der Blind Audition.
Dr. Voice bei seinem Auftritt in der Blind Audition. © SAT.1/ProSieben/Claudius Pflug

Scheer hatte nach dem Abitur einige Jahre professionell Musik gemacht und ist mit einer Blues- und Jazz-Band durch das Land gezogen. Mit 27 Jahren entschloss sich Scheer dann ein Mathematik-Studium aufzunehmen. „Das war das einzige aus meiner Schulzeit, was ich neben Musik noch gut konnte“, erzählt Scheer mit einem Schmunzeln. Heute ist der Mathematik-Doktor nicht nur Dozent sondern auch Geschäftsführer der Fakultät an der TU Dortmund.

In einer Vorlesung hatte ihn „The Voice of Germany“-Moderator Thore Schölermann überrascht und die Einladung zur Blind Audition unter lautem Jubel der Studenten überreicht. Diese feierten ihn trotz der verpassten Battles. „Neben den vielen persönlichen Bestätigungen habe ich auch viele, viele Mails mit unglaublich positiven Reaktionen bekommen, was mich sehr gefreut hat und mich auch ein wenig tröstet.“ Etliche ermunterten Scheer im nächsten Jahr noch einmal sein Glück bei „The Voice of Germany“ zu versuchen. „Es war eine tolle Zeit in Berlin und ich habe viele neue Freunde gewonnen unter den Talents, aber es hat sich leider kein Stuhl umgedreht – zu einer erneuten Teilnahme kann ich aber momentan noch nichts sagen... schau'n wir mal". Wie ein Menderes bei DSDS wolle er auf jeden Fall nicht enden.

Dortmunder sichert sich die Domain „Dr. Voice“

Der Titel „Dr. Voice“ ist ihm mittlerweile schon ein bisschen ans Herz gewachsen. So hat sich Scheer gleich mal die Internet-Domain www.drvoice.de gesichert. „Der Name ist schon cool und ich habe meinen Spaß an der Musik wiedergewonnen und mache auf jeden Fall weiter !"