Essen. Es laufen die Peinlichkeitswochen bei „Germany's next Topmodel“: Luise zieht bongotrommelnd durch L.A., Carolin flirtet Touristen an, und Maike blamiert sich mit dummen Bemerkungen über die Chancen ihrer dunkelhäutigen Konkurrentin Lovelyn. Aber ist Ungeschicklichkeit gleich Rassismus?

„Transformation Edition“ nennt sich diese Folge von „Germany's next Topmodel“. Ein besserer Titel wäre: Fremdschäm-Edition. Models müssen wandelbar sein, sagt Klum. OK. Aber müssen sie sich immer in etwas Peinliches verwandeln? In dieser GNTM-Folge schon. Da ist, zum Beispiel, Marie. Sie soll sich auf einer Touristenmeile in L.A. verhalten wie ein überkandidelter Hollywood-Star. Als Accessoires gibt es ein buntes Kleid und, weil das so Paris-Hilton-mäßig ist, einen Riesenhut. Die Kamera läuft.

„No photos! No photos!“, ruft Marie zu niemand Bestimmtem und irrlichtert über die Straße. Die wenigen Passanten ziehen vorbei, Verrückte sind sie hier gewohnt. „I'm a very big star in Germany“, teilt sie einem dicken Mann in Camouflage-Jacke mit. Hhm-hhm. Am Ende erbarmt sich eine Japanerin und filmt den Quatsch per Handy doch noch mit. Zur Belohnung erhält sie ein Autogramm.

Vom Model zum Hippie bei GNTM

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GNTM-Konkurrentin Luise hat sich derweil mit Regenbogenkleid, Stirnband und Sonnenbrille ausgestattet und zwei Bongo-Trommeln umgebunden. Stichwort: Hippie. „Sprich die Leute an“, fordert Juror Thomas Hayo per Funk. Luise beugt sich über einen kleinen Zaun zu zwei Freundinnen, die in einem Café sitzen. „Do you feel the love?“, fragt die seltsame Deutsche mit den Trommeln. „No“, antworten die Freudinnen.

Bei Carolin sieht es auch nicht besser aus. Sie hat die undankbarste Rolle erhalten. Codename: „flirty nerd“. Die „Verkleidung“ besteht aus einer übergroßen Brille. „Frag irgendwen nach seiner Telefonnummer“, fordert Hayo diesmal. Dass die Worte „flirten“ und „Nerd“ so gut zusammen passen wie „springen“ und „Flusspferd“, scheint niemanden zu stören. Nur Lovelyn – wie Luise mit der Hippie-Rolle geschlagen – sieht den Test bei GNTM pragmatisch: „Ich hab mich in dieser Stadt schon so oft blamiert, da macht das jetzt auch keinen Unterschied mehr.“

GNTM-Fotograf Kristian Schuller lichtet Models als Waldfeen ab

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Am folgenden Tag steht immerhin ein echtes Foto-Shooting an. GNTM-Veteran Kristian Schuller ist nach L.A. gekommen, um Klums Nachwuchs-Models als Waldfeen abzulichten. Dafür müssen die Kandidatinnen nachts in wallenden Kleidern auf einen Baum klettern. Oder zumindest an einem Ast hängen. Das klappt in den meisten Fällen gut. Nur mit Leonie ist Schuller nicht zufrieden: „Sie hängt da wie eine Tante am Metzgerstresen.“

Maike dagegen besteht den Feen-Test. Und das, obwohl Klum ihr ein Kleid in der verhassten Farbe rot verpasst hat. Danach sorgt die Außenseiterin bei GNTM doch noch für einen Mini-Skandal. Beim Casting für einen Opel-Werbespot denkt Maike laut über die Chancen ihrer Konkurrentinnen nach: „Ich glaube, die suchen so das typisch deutsche Mädchen.“ Nach der Theorie dürfte Lovelyn mit ihrer dunklen Haut geringere Chancen haben. Es ist eine dumme Bemerkung. Aber rassistisch?

Aus für Jacqueline und Leonie bei Germany's next Topmodel

GNTM 2013Sabrina, in Sachen Konkurrenzbeurteilung immer ganz vorne, findet: ja. Lovelyn selbst schadet der Sturm im Wasserglas nicht. Sie erhält den Job bei Opel. Der Regisseur des Werbespots übt sich derweil seinerseits in ungewolltem „Rassismus“. „Du bringst Internationalität rein“, jubelt er nach dem Casting – so, als wären Deutsche mit dunkler Hautfarbe automatisch „international“.

Am Ende spielen diese Fragen zum Glück keine Rolle. Lovelyn ist bei GNTM weiter, Maike auch. Jacqueline und Nesthäkchen Leonie müssen sich dagegen verabschieden. Jacqueline fehle das „Gefühl von Sexyness und Weiblichkeit“, Leonie werde ihren kindlichen Ausdruck nicht los. Mit 16 Jahren sicher keine Schande, findet auch "Germany's next Topmodel"-Juror Thomas Hayo. Wahrscheinlich hat er ihr gerade einen Gefallen getan.