Berlin/Wien. Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet die strengeren Grenzkontrollen. Nur die Wirksamkeit wird bezweifelt. Tausende Flüchtlinge sind noch unterwegs.
Die wegen des starken Flüchtlings-Zustroms wieder eingeführten Kontrollen an verschiedenen Grenzen in Europa werden nach einer Umfrage von den Deutschen mehrheitlich begrüßt. 51 Prozent der Befragten befürworteten die Kontrollen, darunter auch an den deutschen Grenzen, "voll und ganz", während 27 Prozent die Kontrollen als "eher geeignet" einstuften. "Ganz" und "eher" ablehnend antworteten 11 und 5 Prozent von insgesamt 1108 Befragten in der YouGov-Umfrage, deren Daten zwischen dem 14. und 18. September erhoben wurden.
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Die Umfrage offenbarte allerdings kein großes Vertrauen in die Wirksamkeit der Kontrollen. Nur 20 Prozent der Befragten hielten die Grenzkontrollen für "sehr geeignet", um die Zahl der Flüchtlinge nach Deutschland zu begrenzen, während sich 35 Prozent für "eher geeignet" hielten. Wenig Vertrauen zeigten 28 Prozent, während 11 Prozent der Befragten die Maßnahmen als "gar nicht geeignet" einstuften.
Tausende Neuankömmlinge in Österreich
Österreichs Behörden rechnen damit, dass nach Ablauf des Wochenendes insgesamt 20 000 Flüchtlingen neu ins Land gekommen sein werden. Drei Viertel davon entfielen auf Nickelsdorf an der östlichen Grenze zu Ungarn, sagte Ministeriumssprecher Alexander Marakovits. Im österreichische Nickelsdorf an der Grenze zu Ungarn sind in der Nacht zu Sonntag wieder Tausende Flüchtlinge angekommen. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die Polizei des Burgenlandes berichtete, waren in der Nacht etwa 3000 Migranten in Nickelsdorf. Bis zum Morgen würden zwischen 1000 und 1500 Neuankömmlinge erwartet. Die Menschen würden vor allem mit Bussen in Notunterkünfte gefahren. Im Grenzort Heiligenkreuz seien rund 300 Flüchtlinge.
2000 Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen im ungarischen Grenzbahnhof Hegyeshalom aufgebrochen, um zu Fuß über die Grenze nach Österreich zu gehen. Ungarische Polizisten begleiteten sie bis zum Grenzübergang an der alten Landstraße nach Wien, wie das staatliche ungarische Fernsehen M1 berichtete. Züge hatten die Menschen zuvor von der kroatischen Grenze nach Hegyeshalom gebracht. Kroatien transportiert die Flüchtlinge zur ungarischen Grenze, seitdem Ungarn die Grenze zu Serbien für Flüchtlinge geschlossen hat und diese auf ihrem Weg in den Westen nach Kroatien ausweichen.
Österreich hindert Flüchtlinge an Einreise aus Slowenien
Die österreichische Polizei hat Flüchtlingen die Einreise aus dem südlichen Nachbarland Slowenien verweigert. Wie ein Polizeisprecher im Bundesland Steiermark am Sonntag mitteilte, wurde etwa 100 Menschen in der Nacht auf Sonntag die Einreise am Grenzübergang Spielberg verweigert. Sie hatten demnach weder Asylersuchen vorgebracht noch Reisedokumente vorgewiesen. Die Polizei werde die Einwanderungsgesetze anwenden, solange der Andrang an Flüchtlingen bewältigbar sei, sagte der Sprecher.
Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hatte am Samstag gewarnt, dass über Slowenien und Kroatien eingereiste Flüchtlinge, die sich in Österreich um Asyl bemühen, in diese Balkanländer zurückgeschickt würden, wenn sie dort zuvor keinen Asylantrag gestellt hatten. Am Samstag war eine Gruppe von etwa 350 Menschen am Grenzübergang Bad Radkersburg an der Polizei vorbei über die Grenze gestürmt.
Deutschland will Flüchtlingshilfe im Nahen Osten ausbauen
Deutschland und Österreich fordern mehr Geld der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge im Nahen Osten. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann und der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel nannten am Samstag in Wien eine Summe von fünf Milliarden Euro. Wenn die Europäische Union jetzt nicht Geld in die Hand nehme, "dann werden sich noch mehr Menschen auf den Weg machen", sagte Gabriel bei einem Treffen führender europäischer Sozialdemokraten. Die USA und Saudi-Arabien sollen sich an dem Programm beteiligen, stimmte er mit Faymann überein.
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Die Hilfsleistungen sollen Gabriel zufolge am kommenden Mittwoch beim EU-Flüchtlingsgipfel besprochen werden. Die geforderte Summe ergibt sich aus den fehlenden Mitteln des UN-Welternährungsprogrammes WFP und des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Das WFP hatte in den vergangen Wochen seine Lebensmittelhilfe für Flüchtlinge in Syriens Nachbarstaaten wegen Geldmangels kürzen müssen. (dpa)