Essen. Die RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar“ wollte sich zur zehnten Staffel neu erfinden. Jetzt heißt es noch mehr “Sex sells“ und in der Jury sitzen mit Bill und Tom Kaulitz zwei “Fachleute“, die mit einer guten Sängerin nichts anfangen können. Mit diesem Konzept dürfte die Zuschauerquote bei DSDS weiter sinken.

Wenn "Deutschland sucht den Superstar" bei RTL eine Satire wäre, dann hätte die Mischung aus schrägen Bohlen-Fans, einer Erotikfilmdarstellerin und billigen Fremdschäm-Momenten vor und beim Auftritt vor der Jury tatsächlich Sinn gemacht - auch wenn die Umsetzung nicht wirklich zum Lachen war.

Da es die DSDS-Jury mit Dieter Bohlen Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel und Mateo von Culcha Candela sowie die Kandidaten tatsächlich ernst meinen, war die Casting-Ausgabe am Mittwoch auf RTL teilweise einfach nur peinlich.

Das Gesangs-Niveau der DSDS-Kandidaten lag nur selten über einem Karaoke-Abend am Ballermann auf Mallorca. Und wenn dann mal eine Teilnehmerin wie Beatrice aus der Schweiz die Töne traf, dann konnte die "Fach-Jury" aus Bill und Tom Kaulitz nichts damit anfangen.

DSDS-Juroren Tom und Bill Kaulitz können mit Helene Fischer nichts anfangen

Die Kandidatin Sarah Joelle Jahnel (23) aus Köln bekam bei DSDS den Stempel
Die Kandidatin Sarah Joelle Jahnel (23) aus Köln bekam bei DSDS den Stempel "Party-Schlampe". © RTL

Gut, Schlager a la Helene Fischer ist Geschmackssache, aber die Sängerin hält sich über Jahre als Superstar im Musik-Business, während die meisten DSDS-Gewinner keine Stars sondern eher Sternschnuppen waren. Die Bohlen-Produktionen zielen meist nur auf den schnellen Erfolg ab, aber mit den Sängern wird kein nachhaltiger Musik-Stil entwickelt wird, der sie auf Dauer in den Charts hält.

Für Beatrice hagelte es bei DSDS erstmal harte Urteile: "Das lässt mich vollkommen kalt", urteilt Bill Kaulitz, "Geht voll an mir vorbei", setzt sein Bruder nach. Das sei alles schonmal da gewesen. Na ja, bis auf vielleicht Mark Medlock waren die bisherigen DSDS-Gewinner auch eher angepasst und haben das Musik-Business nicht neu erfunden. Das dürfte noch interessant werden, welchen Typ Kandidat die "Tokio Hotel"-Front im Laufe der Staffel zu pushen versucht.

Haben sich die DSDS-Zuschauer an Bohlen-Sprüchen satt gehört?

Von Erotikfilm-Darstellerin Nicole Diana Deinhardt hätte sich die DSDS-Jury wohl noch mehr nackte Tatsachen gewünscht.
Von Erotikfilm-Darstellerin Nicole Diana Deinhardt hätte sich die DSDS-Jury wohl noch mehr nackte Tatsachen gewünscht. © RTL

Einige DSDS-Kandidaten hätte besser vor sich selbst hätte schützen müssen. Stattdessen werden sie dem Pop-Titan Dieter Bohlen zum Fraß vorgeworfen: "Miss-Piggy-Charme" und "Gesichtsausdruck wie ein Tintenstrahler". Seit zehn DSDS-Staffeln sind die Bohlen-Sprüche für viele Zuschauer das Herz des Formats.

Dass die Zuschauerquote trotz der Umbesetzungen bei Jury und Moderation weiter sinkt, könnte auch daran liegen, dass sich einige Castings-Show-Freunde an den Bohlen-Sprüchen satt gehört haben.

"Sex sells" mit Erotikmodel bei DSDS

Deutschland sucht den SuperstarGetreu dem Motto "Sex Sells" versucht RTL zumindest diese Zielgruppe zu halten: Da bietet eine talentfreie Sängerin mit Erotikfilm-Hintergrund die beste Plattform für derbe Sprüche, die selbst am Stammtisch keinen vom Hocker reißen. Wenn schon keine "Schauspielerin", dann zumindest eine "Party-Schlampe" für den DSDS-Recall. Dass die Kölnerin "Black Paris" bei den anderen Kandidaten anecken wird, scheint gewiss. "Schön verrückt", reichte Bohlen für ein "Ja". Einzig Tom Kaulitz sprach Klartext: "Das war alles zusammengeklaut. Die ging mir völlig auf den Sack".

Am Ende fand sich mit Ricardo Schwarz aus Köln doch noch ein Kandidat mit einer Stimme, die Potenzial hat, um die Top-Ten-Shows bei DSDS 2013 zu erreichen.