Wattenscheid.. Ricardo Bielecki will bei DSDS erneut durchstarten. Dafür hat der Wattenscheider an seiner Technik und Stimmfarbe gefeilt. Im Interview mit der WAZ Mediengruppe spricht Bielecki über Lampenfieber und Schweiß vor der DSDS-Jury mit Dieter Bohlen.
Er ist der Wattenscheider bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Vor zwei Jahren flog Ricardo Bielecki raus, weil die Jury fand, er posiere zu viel und singe zu wenig. Jetzt ist der 20-jährige Höntroper zum zweiten Mal in der RTL-Fernsehshow und bekommt diesmal wesentlich bessere Chancen attestiert. WAZ-Mitarbeiter Fabian May sprach mit ihm über Lampenfieber und Musik.
Diesmal willst du bei DSDS mehr du selbst sein. Was ist damit gemeint?
Ricardo Bielecki: Ehrlicher und bescheidener als damals, als ganz normaler Mensch, der ich bin. Der Druck hatte wohl dazu geführt, dass ich mich so verstellt habe, und irgendwie habe ich die Motivation, den Faden verloren auf den Malediven, als Einziger.
Wer kam auf die DSDS-Idee?
Bielecki: Meine Freunde. Ich wollte nicht unbedingt berühmt werden, aber sie haben gesagt: Bitte geh hin, wir finden deine Stimme so toll. Irgendwie wollte ich dann weiter, als ich erst mal da war.
Neue Technik für das DSDS-Casting
Was hast du seitdem verändert oder verbessert?
Bielecki: Verglichen mit damals hundert Prozent Verbesserung: andere Technik, andere Stimmfarbe. Ich habe vier Stunden täglich geübt, bin wieder zu Jazz und Swing zurückgekehrt. Inzwischen habe ich mein Vibrato besser unter Kontrolle und am Falsetto viel gearbeitet.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Bielecki: Durch meinen Onkel, er spielt viele Instrumente. Als ich neun, zehn war, hat er mir die Gitarre empfohlen und da auch Druck gemacht, bis ich das irgendwann selbst geliebt habe. Angefangen habe ich mit Jazz. Ich hab dann nach und nach meine Idole gefunden: Stevie Wonder, Soulmusiker, später den Gitarristen John Mayer. Ich habe aber immer alle Musik geliebt, von Klassik bis Hip-Hop.
Welche Instrumente spielst du?
Bielecki: Außer Gitarre: Stimme, Klavier und Schlagzeug. Das Klavierspiel bei meinem letzten Jury-Auftritt, Beyoncés „Sweet Dreams“ gemischt mit J-Luvs „Weil du mich liebst“, war in erster Linie Stimmunterstützung.
Was macht einen guten Song aus?
Bielecki: Auf jeden Fall interessante Akkordfolgen. Auch wenn es langsam ist, muss eine gewisse Dynamik da sein, die einen wach hält. Die Melodie muss was haben, das Gänsehaut macht. Und ich achte sehr auf Texte. Ich schreibe auch selber, Deutschsprachiges. Nichts Hochpolitisches, sie handeln vor allem von Gefühlen. Also von Situationen, die ich erlebt habe, und Themen, die mich beschäftigen.
Du sagst: „Ich will die Menschen erreichen“. Wie genau?
Bielecki: Mit meiner Art von Musik. Ich will jedem im Publikum das Gefühl geben, dass ich nur für ihn singe und nicht bloß in die Menge hinein. Ich hab schon so viele Konzerte erlebt, auf denen die Musiker nicht diese Verbindung aufgebaut haben.
Lampenfieber vor der DSDS-Jury
Wie hast du die Konfrontation mit der DSDS-Jury erlebt?
Bielecki: Da steht einem echt der Schweiß auf der Stirn. Man ist komplett auf sich allein gestellt, muss ohne den Schutz einer Gruppe von sich überzeugen. Als ich sagte, dass ich „Sweet Dreams“ von Beyoncé Knowles spielen will, hat man Dieter Bohlen angesehen, wie unbeeindruckt ihn das zunächst ließ. Eigentlich fühle ich mich auf Bühnen aber richtig wohl, ja am wohlsten.
Gibt es dabei Regieanweisungen?
Bielecki: Das denken viele...
... der Zusammenschnitt wirkt sehr inszeniert.
Bielecki: Aber die wissen nicht, was der Kandidat sagen wird.
Was verbindet dich mit Wattenscheid?
Bielecki: Klingt abgedroschen, aber: die Freunde. Hier habe ich meine paar engsten Freunde.
Kennst du eigentlich die hiesigen Performer von X-Vision?
Bielecki: Ja, von denen kenne ich zum Beispiel Abed Alaoui, ein sehr guter Musiker. Wir haben dieselben Freunde. Ich kenne eigentlich alle hier; Wattenscheid ist im Grunde wie ein Dorf.
Wie viel von deiner Zeit beansprucht DSDS gerade?
Bielecki: Zur Zeit nicht viel, muss ich sagen.
Was wäre für dich ein gelungener Tag?
Bielecki: Früher aufstehen als heute; was von Omas Essen; überrascht feststellen, dass Geld auf dem Konto ist (lacht); Einkäufe; abends was mit Freunden essen; von neun bis zwölf auf die Bühne, Musik machen; und spät ins Bett.
Traum von einer Musik-Karriere
Was hast du vor, falls es bei DSDS nicht klappt?
Bielecki: Falls es nicht klappt, will ich auf eigene Rechnung eine Tour durchs Land machen. Zehn selbst geschriebene Songs habe ich, ein paar Coversongs dazwischen.
Bekannt genug dürftest du ja sein. Also hast du, für dich persönlich, im Grunde schon gewonnen?
Bielecki: Könnte man so sagen.