Essen. . Nach Aussage im NRW-Innenministerium ist bei der Polizei an jedem Tag Blitzmarathon. Doch laut Gewerkschaft GdP sank die Zahl der Kontrollen zuletzt.

  • Die Gewerkschaft der Polizei klagt über sinkende Tempokontrollen.
  • 2015 habe es 200.000 Kontrollen weniger gegeben als im Jahr davor.
  • Im Zusammenhang mit Drogen seien fast 30 Prozent weniger Fahrer gestoppt worden.

Mangelnde Wirkung kann man dem Blitzmarathon in NRW mittlerweile kaum noch unterstellen. Die jüngste Aktion hat jedenfalls gezeigt: Autofahrer fuhren zumindest am Donnerstag zumeist betont defensiv. Wie schon im April vor einem Jahr. "Der Blitzmarathon schärft das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer", befand NRW-Innenministerium Ralf Jäger (SPD) mit Blick auf den forcierten Kontrolldruck an dem Tag. Doch abseits des Blitzmarathons ist der Kontrolldruck in NRW zuletzt deutlich gesunken.

Insgesamt habe es laut internen Zahlen im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Verkehrskontrollen in NRW gegeben, heißt es bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW. Das waren etwa 200.000 weniger als 2014, was sicher nicht mit dem Ausfall des zweiten Blitzmarathons im September begründet werden kann. Die "Anhaltekontrollen" wegen überhöhter Geschwindigkeit innerorts etwa seien 2015 im Vergleich um knapp 30 Prozent gesunken. Im Zusammenhang mit Drogen- oder Medikamentenmissbrauch seien 27,6 Prozent weniger Fahrer gestoppt und angesprochen worden. Abbiege-Verstöße oder Alkohol am Steuer wurden zu 26 Prozent bzw. 20 Prozent seltener an Ort und Stelle von der Polizei geahndet.

Kontrolldruck ist entscheidend für Sicherheit auf den Straßen

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Im NRW-Innenministerium wird indes stets gemahnt, dass bei der Polizei "jeden Tag Blitzmarathon" sei. In manchen Bereichen seien Kontrollen ausgeweitet worden, etwa der Einsatz von Radarmessgeräten, heißt es auch bei der GdP. Aber: "Die Kontrollen mit Personal waren zuletzt rückläufig", beklagt ein Sprecher der NRW-GdP. Grund sei Personalmangel. So werden aktuell 450 Stellen bei der Polizei intern umgeschichtet, um die Terrorbekämpfung zu verstärken. Diese Beamte fehlten dann "in der Fläche", auch zum Beispiel in den Verkehrsdirektionen. Zudem mache sich noch immer bemerkbar, dass zwischen 2004 bis 2007 je Jahr nur 500 Polizeianwärter in NRW eingestellt worden waren; "Diese 2000 Beamte fehlen uns noch immer", sagt der GdP-Sprecher. Inzwischen beginnen 1920 im Jahr eine Polizieiausbildung. Wirklich verstärken werden die ersten dieser Absolventen die NRW-Polizei jedoch erst ab September 2018, heißt es bei der GdP.

Gerade mit Blick auf Verkehrsregeln ist ein hoher Kontrolldruck entscheidend für die Sicherheit auf den Straßen, sagt die Berliner Verkehrspsychologin Katrin Müller von der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie. Durch Polizisten gestoppt und direkt auf ein Fehlverhalten angesprochen zu werden, wirke länger nach, als ein nach Wochen oder Monaten anonym zugeschicktes Knöllchen in der Post. Selbst das Blitzlicht aus einem Radargerät habe aus psychologischer Sicht einen höheren Erziehungswert: "Weil das eine negative Emotion erzeugt, die man direkt mit dem eigenen Fehlverhalten in Verbindung setzt". Ein Knöllchen in der Post löse auch negative Emotionen aus - "aber dann ärgert man sich nur über das Geld, das man zahlen muss".