Berlin. . Die Deutschen blicken optimistisch in die Zukunft. Ein Indiz dafür ist das Konsumverhalten. So gaben die Deutschen im ersten Quartal des Jahres 0,7 Prozent mehr für Konsumgüter aus, als im letzten Vierteljahr des Vorjahres. Die gute Nachricht beruht vor allem auf der niedrigen Arbeitslosigkeit.

Die Bundesbürger haben ­gute Laune. Was in dieser Allgemeinheit als gewagte Aussage erscheint, fußt auf wirtschaft­lichen Belegen. Die einheimischen Verbraucher geben mehr Geld für Konsum aus – im ersten Quartal 2014 immerhin 0,7 Prozent mehr als im letzten Vierteljahr des Vorjahres. Dabei neigen sie zunehmend zu teuren Produkten. Diese Kauflaune ist ein wichtiges Indiz dafür, dass viele Deutsche ihre Zukunftsaussichten insgesamt positiv einschätzen.

Der Grund? „Inzwischen kann man fest davon ausgehen, dass in diesem Jahr die tariflichen Einkommen um etwa drei Prozent steigen“, sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Dies ist ein Ausdruck der allgemein ­guten ökonomischen Lage in Deutschland. Viel weniger Menschen als früher haben derzeit Angst, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Und so kommen die Forscher des Sozio-Oekonomischen Panels in Berlin zu dem Schluss, die Lebenszufriedenheit der Deutschen sei im Moment wieder fast so hoch wie zu Beginn ihrer Forschung vor etwa 30 Jahren.

Höhere Einkommen, steigende Kauflaune

Höhere Einkommen, steigende Kauflaune – die guten Nachrichten beruhen vor allem auf der niedrigen Arbeitslosigkeit. Diese liegt zur Zeit bei 6,7 Prozent. Knapp drei Millionen Menschen suchen offiziell eine bezahlte Tätigkeit – Tendenz ­sinkend. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren standen fast fünf Millionen Erwerbspersonen auf den Listen der Arbeitsämter.

Viele andere Staaten müssen sich auch heute mit Problemen auf dem Arbeitsmarkt herumschlagen. Die durchschnittliche Arbeitslosenrate in den Euro-Staaten liegt bei 11,8 Prozent. Griechenland und Spanien halten die traurige Spitzenposition mit über 25 Prozent Arbeitssuchenden. Auch Großbritannien, Frankreich und die Niederlande sind schlechter dran als wir.

OECD hält Vollbeschäftigung für realistisch

Die Entwicklung in Deutschland ist augenblicklich so gut, dass die Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung (OECD), in der 34 westliche Industrienationen zusammengeschlossen sind, „Vollbeschäftigung“ für realistisch hält. Wirtschaftsforscher ­sehen diesen Zustand erreicht, wenn die Arbeitslosenquote auf ­etwa zwei Prozent gesunken ist. Auch dann hätten nicht alle Interessierten einen Job, denn manche wohnen beispielsweise an Orten, wo es zu wenige Firmen gibt. Aber im Vergleich zu heute wäre die Zahl der Arbeitslosen auf ein Drittel – nur noch eine Million ­Erwerbslose – gesunken.

Die Begründung hierfür lautet: Politik, Unternehmen und Beschäftigte haben seit Beginn der 2000er Jahre daran gearbeitet, konkurrenzfähiger zu werden. Gleichzeitig stagnierten die Löhne oder sie sanken gar. Gesetze wie Hartz IV üben Druck aus. Ökonomisch hatte diese Strategie Erfolg: Deutsche Produkte sind auf den Weltmärkten relativ günstig, billiger als manche Angebote der Konkurrenz. Dadurch nimmt der Export zu, und die Zahl der Arbeitsplätze hierzulande steigt – teilweise auf Kosten anderer Länder. Deshalb fordern Staaten wie die USA und Frankreich, Deutschland solle seinen Exportboom drosseln.

Günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt

Einen Beitrag zur Konkurrenz­fähigkeit leistet auch der Euro. ­Hätte Deutschland noch die alte D-Mark, läge deren Wert im Vergleich zum US-Dollar wahrscheinlich ­höher, so dass deutsche Waren auf den Weltmärkten teurer und damit vielleicht nicht so begehrt wären.

Dafür, dass die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt länger anhalten könnte, spricht auch die Demografie. Die geburtenstarken Jahrgänge der heute etwa 50-Jährigen ­gehen in den kommenden Jahrzehnten in Rente. Wegen der gesunkenen Geburtenzahl rücken aber viel weniger Junge nach. So wird die Zahl der grundsätzlich zur Ver­fügung stehenden Arbeitskräfte wohl von 44,3 Millionen Menschen 2010 auf rund 38 Millionen im Jahr 2025 sinken, prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.

Die vermutliche Folge: Unter­nehmen und Institutionen werden sich um die Beschäftigten reißen. Hinzu tritt auch dieser Aspekt: Viele Leute machen sich selbstständig aus Lust an der Aufgabe. Firmen treten mit neuen ­Geschäftsmodellen und Produkten auf den Markt, zum Beispiel Computerspiele. Gerade in diesem Bereich scheint Deutschland zu den USA und Asien etwas aufzuholen.