Essen. Boxer, die sich küssen statt zu prügeln, peinliche Promis und das harte Leben als Turner, der nach dem Salto den Balken nicht richtig trifft: Mit schrägem Witz und Netz-Ästhetik hat die IG Metall die vermutlich spannendste Wahlwerbung der Bundestagswahl 2013 produziert. Mit ihrem “Metallmix“ fordert sie: “Geh wählen“.

Wenn Thilo Sarrazins miserable Englischkenntnisse mal kein gutes Argument für bessere Bildungspolitik sind. Oder die Existenz der Geissens eins für mehr soziale Gerechtigkeit. Und ein krakeelendes Kind im Elektromarkt für mehr Kita-Plätze. Schön ironisch und ziemlich lustig ist der Spot der IG Metall, der dafür wirbt, 2013 zur Bundestagswahl zu gehen. In diesen 2 Minuten und 50 Sekunden ist wenig so geradeheraus wie der Titel: "Geh wählen" Metallmix 2013.

Deutschland entspannt sich, heißt es am Anfang, alle wichtigen Entscheidungen seien ja schon getroffen. Die Bayern sind Champions-League-Sieger, Germany's next Topmodel ist gewählt. Der Wakeboarder surft locker über die vom Hochwasser überfluteten Straßen, das ältere Ehepaar macht Zeitlupen-Gymnastik in der guten Stube, FDP-Chef Rösler knuddelt mit Parteikollegen, Angela Merkel schüttelt lächelnd Hände, Peer Steinbrück verdrückt eine Träne der Rührung.

Politische Spots müssen nicht zum Einschlafen sein

Dass tatsächlich nicht alles schon entschieden ist, machen die Szenen klar, die dann folgen: Sportler, die in der siegessicher die Arme hochreißen - und vor der Ziellinie stürzen. Und wenn noch nicht klar war, gegen und für welche Inhalte man sein könnte, wenn man in der Gewerkschaft ist, gibt's die Erinnerungen im Schnelldurchlauf: Gegen miese Jobs, zum Beispiel, und für mehr Gerechtigkeit. Wichtig ist aber vor allem, die eigene Stimme zu nutzen - auch wenn sie nicht klingt wie die von Beyoncé.

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In den ersten 48 Stunden online ist "Geh wählen" rund 250.000 mal angesehen worden. Der Spot ist intelligenter und mit mehr Witz gemacht als alle Wahlwerbespots der im Bundestag vertretenen Parteien zusammen. Zugegeben, die Zielgruppe ist kleiner, mit einer Ästhetik zwischen Mash-ups im Netz und MTV Jackass sind eher jüngere Wähler angesprochen, bei Witzen mit Blähungen bei mittelalten Damen im Schwimmbad und tragbaren Klos an Bungee-Seilen vermutlich auch mehr junge Männer als Frauen. Aber er zeigt, dass Werbespots mit politischem Inhalt weder peinlich noch zum Einschlafen sein müssen.