Dorsten. .

Beim Spielen ist eine Gruppe Kinder in Dorsten von Wespen attackiert worden. Zwei Jungen, acht und elf Jahre alt, mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Einige Kinder hätten bis zu 80 Stiche abbekommen, berichteten Zeugen.

Bis zu 80 Wespenstiche haben einige Kinder nach Zeugenaussagen am Montagabend in Dorsten davongetragen. Sie hatten auf einem Bolzplatz in der Nähe des Wohngebietes am Perlsteinring gespielt. Dabei gerieten sie an einen Brombeerstrauch, unter dem offenbar Wespen ein Erdnest hatten. Die Insekten griffen sofort an, die Kinder flüchteten ins nahe gelegene Wohngebiet.

Auf der Flucht rissen sich die Kinder die Shirts vom Körper, an denen zahlreiche Wespen hingen. Die Kinder rannten schreiend zu den nahen Wohnungen und sprangen unter die Dusche, um weitere festsitzende Wespen loszuwerden. Während sich vier Kinder in Sicherheit bringen konnten, wurden ein Acht- und ein Elfjähriger so schwer zerstochen, dass sie in die Kinderklinik nach Bottrop gebracht werden mussten. Die alarmierte Feuerwehr rückte mit zwei Notärzten aus Dorsten und Marl sowie mit zwei weiteren Rettungswagen an. Den beiden stationär untergebrachten Kindern gehe es „den Umständen entsprechend gut“, sagte eine Klinik-Sprecherin. Voraussichtlich können sie bereits am Mittwoch wieder aus der Klinik entlassen werden.

Bienengift ist dreimal stärker als das von Wespen oder Hornissen

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Volker Fockenberg, Bienen- und Wespenexperte des Naturschutzbundes (Nabu) Dorsten, überrascht der ungewöhnlich massive Angriff. „Dass die Kinder die Flugbahn verstellt haben oder einen Ball aus den Sträuchern holen wollten, reicht dafür nicht aus.“ Denkbar sei als Auslöser allenfalls, dass ein Kind mit dem Fuß in ein Erdnest eingebrochen sei und die Behausung danach offen gelegen habe. Üblicherweise verteidigen nur wenige Wächter den Nesteingang und verfolgen Störenfriede auch nur über wenige Meter. Zumal: Am Montag war es recht kühl – und da seien Wespen eher langsam und träge.

Eine biologische Besonderheit der Stacheltiere kann die Attacke am Perlsteinring allerdings verstärkt haben: Mit einem Stich geben Wespen einen Duftstoff ab, ein „Alarm-Pheromon“, das weitere Wächter mobilisiert und die Angriffslust des ganzen Volkes steigert. Ein solches Erdnest kann sehr groß sein: Ein Wespenvolk umfasst in der Regel um 2500 Tiere, in seltenen Fällen bis zu 5000. Während die meisten Arten ihren Zyklus in diesem Jahr schon beendet haben, steuern die aggressiven und lästigen Deutschen und Gemeinen Wespen allerdings noch auf den Höhepunkt zu: Erst ungefähr Mitte September erreichen ihre Nester die volle Größe.

Für einen gesunden Menschen, der nicht allergisch reagiert, sind die Stiche weitgehend ungefährlich. Die so genannte „mittlere letale Dosis“ an Insektengift wird bei Bienen erst mit 40 Stichen pro Kilo Körpergewicht erreicht. Und Bienengift gilt als dreimal stärker als das von Wespen oder Hornissen. Trotzdem sind die Attacken höchst unangenehm. Fockenberg: „Weh tut das natürlich.“