London/Washington. Wieder hat sich der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney einen Fehltritt geleistet. Dieses Mal mit einer unglücklichen Formulierung zu den Olympischen Spielen 2012 in London. Nicht das erste Mal. Auch in den USA sorgt Romney immer wieder mit unglücklichen Äußerungen für Irritation.
Carl Lewis kannte keine Gnade. Der ehemalige Sprint-Star bilanzierte den Auftritt des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney in England in einem Interview so: „Einige Amerikaner sollten ihr Land nicht verlassen. Bleibt doch einfach zu Hause, wenn Ihr nicht wisst, was Ihr sagen sollt“, erklärte der neunfache Goldmedaillen-Gewinner. Romney hatte zuvor in London in einem Interview mit dem US-Fernsehsender NBC massive Zweifel geäußert, ob die Olympischen Spiele in der britischen Hauptstadt gut über die Bühne gehen werden. Er sehe „beunruhigende Zeichen“, sagte Romney und spielte vor allem auf das Thema Sicherheit und öffentliche Begeisterung an.
Die Gastgeber, die Romney auf dessen erster Station einer Wahlkampf-Europareise empfingen, reagierten verschnupft. In Anspielung auf Romneys Tätigkeit als Organisator der Winterspiele von Salt Lake City im beschaulichen US-Bundesstaat Utah konterte Englands Premierminister David Cameron: „Natürlich ist es einfacher, Olympia am Ende der Welt zu veranstalten, als in einer der pulsierendsten Städte der Welt.“ Nachdem englische und amerikanische Medien die Wutwelle abbildeten, die der Gegenspieler von Barack Obama ausgelöst hat, ruderte Romney noch am Donnerstagabend komplett zurück. Er sei zuversichtlich, dass Olympia in London eine gute Sache werde, erklärte er.
Insgesamt wird der Auftakt seiner Auslandsreise, die ihn auch nach Israel und Polen führen wird, in Washington als Fehlstart gewertet. Das Weiße Haus zögerte nicht lange, und sprach den Ausrichtern der Olympischen Spiele "vollstes Vertrauen" aus. Charles Krauthammer, einer der einflussreichsten konservativen Publizisten Amerikas, bilanzierte Romneys Verhalten so: „unerklärlich dumm“.
Der kolossale Fehltritt des Möchtegern-Präsidenten Mitt Romney
Wer den zu keinem Zeitpunkt vergnügungssteuerpflichtigen Vorwahlkampf der Republikaner in den USA Revue passieren lässt, den kann der kolossale Fehltritt des Möchtegern-Präsidenten Mitt Romney in London nicht wirklich erstaunen. Dem Multimillionär fehlen einfach die nötigen Antennen. Er ist gewissermaßen ein politischer Autist.
Vor abstiegsverängstigten Arbeitern der Auto-Industrie, denen Romney staatliche Hilfe in der Krise versagt hätte, beiläufig fallen zu lassen, dass Gattin Ann „ein paar Cadillacs“ fährt, passt ebenso in diese Kategorie wie das Graf-Koks-Angebot einer 10 000-Dollar-Wette an seinen damaligen Konkurrenten Rick Perry mitten in einer Fernsehdebatte.
Romney meint das alles nicht böse. Oder abgehoben. Oder arrogant. Er ist einfach so. In Amerika, wo Lautsprecher noch so heillosen Unsinn verzapfen dürfen (Donald Trump etc.), solange sie ein dickes Bankkonto haben, mag er damit noch teilweise durchkommen.
Zweifel am Gelingen von Olympia 2012
Auf internationaler Bühne, wo ein falscher Zungenschlag, eine allzu forsche Bemerkung tonnenweise diplomatisches Porzellan zerschlagen kann, ist diese Parkettunsicherheit untragbar. Romneys Breitseite gegen die britischen Olympia-Gastgeber war kein Versprecher im Eifer des Gefechts war.
Der Kandidat gab seine überflüssigen Zweifel am Gelingen der Veranstaltung (gepaart mit kaum verborgenem Selbstlob für sein eigenes Mitwirken an Olympia 2002 in Salt Lake City) ausführlich in einem Fernsehinterview zum Besten. Das Hinterwäldlerische erinnert an das was, Franz-Josef Strauß einst über Jürgen Möllemann gesagt hat: Riesenstaatsmann Mümmelmann.