Düsseldorf. . Laut der jüngsten Umfrage wird es eng für ein rot-grünes Bündnis. Die resolute Grünen-Politikerin kämpft um jede Stimme in diesen letzten Wahlkampftagen. Sie gilt als Architektin der rot-grünen Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann gilt als Architektin der rot-grünen Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen. Während die heutige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) noch zauderte, eine Minderheitsregierung einzugehen, ging Löhrmann vor knapp zwei Jahren in die Offensive. Am Ende aber könnte sie die Verliererin sein. Den jüngsten Umfragen zufolge wird es knapp für eine Neuauflage des rot-grünen Bündnisses - und Löhrmann und ihre Grünen könnten in der Opposition landen.

Löhrmann ist sich dessen bewusst. Die resolute Grünen-Politikerin kämpft um jede Stimme in diesen letzten Wahlkampftagen. Noch sei das Rennen nicht gelaufen, wiederholt sie immer wieder. Anstatt der angepeilten 50 wird sie am Ende des Wahlkampfes wohl um die 75 Termine absolviert haben. Und das, obwohl der Wahlkampf nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist. „So ein bisschen Regen ist für grünes Wachstum ganz gut“, verkündet Löhrmann tapfer. Schulpolitik, Energiewende, Kampf gegen Rechtsextremismus - die Ministerin gibt sich zumindest Mühe, im Wahlkampf Themen zu setzen.

Die frühere Gesamtschullehrerin erzielte das beste Wahlergebnis der Grünen

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre sitzt die frühere Gesamtschullehrerin für die Grünen im Düsseldorfer Landtag. 1999 wurde sie zur Fraktionsvorsitzenden gewählt. 2010 schließlich erzielte sie als Spitzenkandidatin der Grünen mit 12,1 Prozent der Wählerstimmen das beste Grünen-Ergebnis in der Landesgeschichte und stieg zur stellvertretenden Ministerpräsidentin auf. Zu verdanken hatte sie dies nicht zuletzt ihrer Hartnäckigkeit. Aus ihrer Sicht sei eine Minderheitsregierung die einzige Möglichkeit, mit dem Wahlergebnis umzugehen, verkündete sie auf einer Pressekonferenz. Wenig später stand die Minderheitsregierung.

Gutes Verhältnis zu Kraft

Dass die gebürtige Essenerin so sehr für die Koalition mit der SPD kämpfte, dürfte nicht zuletzt an ihrem guten persönlichen Verhältnis zu Kraft gelegen haben. In früheren Koalitionen mit der SPD hatte die Grünen-Spitzenfrau keine guten Erfahrungen gemacht. Während ihre Partei um die Jahrtausendwende mit dem großen Koalitionspartner im Dauerclinch lag, geriet auch Löhrmann selbst immer wieder heftig mit den SPD-Spitzen aneinander.

In der Minderheitsregierung wurde die frühere Schülerin eines katholischen Mädchengymnasiums nicht nur stellvertretende Ministerpräsidentin, sondern auch Schulministerin und hinterließ in dieser Funktion tiefe Spuren im Bildungssystem. Ihr Prestigeprojekt, die Gemeinschaftsschule, in der Kinder länger gemeinsam lernen sollten, wurde zwar vom Oberverwaltungsgericht Münster ausgebremst. Dafür einigten sich die Regierungsparteien mit der CDU-Opposition auf einen „Schulkonsens“, der den Schulfrieden auch über mögliche Regierungswechsel hinweg sichern soll.

Freche Wahl-Slogans

Frech werben die Grünen im Wahlkampf mit dem Duo Kraft und Löhrmann. Nicht nur auf dem umstrittenen Plakat, auf dem die Grünen anpreisen, wie schön es sei, „wenn Frauen wieder den Haushalt machen“. Auch sticheln sie: „Jede Kraft braucht einen Antrieb.“

Während die Grünen auf Bundesebene noch an der altbewährten Form des Spitzenduos festhalten, ist Löhrmann in NRW das Gesicht der Partei. Eine erneute Minderheitsregierung aus SPD und Grünen erscheint aber undenkbar - sollte es am Ende nicht reichen für Rot-Grün, wird es wohl auf eine große Koalition hinauslaufen. Löhrmann müsste dann auf der Oppositionsbank Platz nehmen, immerhin womöglich als Oppositionsführerin. (dapd)