London. . Sie haben „Ja“ gesagt, gestrahlt und gewunken – und sich am Ende zweimal nur ganz kurz geküsst: Die Welt blickte am Freitag nach London, wo Prinz William seine Verlobte Kate geheiratet hat. Die beiden sind jetzt Herzog und Herzogin von Cambridge.
Nicht nur von einem, sondern von zwei Küsschen wurde die Hochzeit des Jahres gekrönt. Vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern kam es am Freitag um 14.27 Uhr deutscher Zeit zu dem Moment, auf den so viele Fans der Royals hingefiebert hatten. Ein wenig zaghaft beugte sich Prinz William auf dem Balkon des Buckingham Palastes zu seiner frisch angetrauten Frau Catherine herüber, und das Paar gab sich einen sehr kurzen Kuss auf den Mund. Für alle, die sich mehr erhofft hatten, folgte kurz darauf noch eine kleine Zugabe: Das Brautpaar küsste sich ein zweites Mal, diesmal ein wenig entspannter, und strahlte.
Um exakt 12.16 Uhr war es zuvor soweit gewesen: Mit den Worten „I will“ – leise, aber deutlich von beiden gesprochen – wurden die Nummer zwei in der britischen Thronfolge und seine Verlobte Catherine (Kate) Middleton in der Westminster Abbey Mann und Frau. Aus der bürgerlichen Millionärstochter mit dem Spitznamen „Waity Katie“ wurde Ihre königliche Hoheit, die Herzogin von Cambridge. So lautet einer von insgesamt drei offiziellen Titeln, die die 29-Jährige künftig tragen wird.
Glücklich, vor allem aber konzentriert
Jubel brandete draußen auf, als der Bund der Ehe geschlossen war. William und Catherine wirkten während der Zeremonie glücklich, vor allem aber konzentriert. Freudentränen flossen während des Gottesdienstes nicht – ganz anders als bei der Trauung der schwedischen Kronprinzessin Prinzessin Victoria und Daniel, die sich nach ihrem Ja-Wort im vergangenen Juni auch fest an den Händen hielten.
Middleton schien etwas nervös, als sie ihr Ehegelübde sprach. Darin verzichtete sie wie schon Prinzessin Diana 1981 darauf, ihrem Mann Gehorsam zu versprechen. Stattdessen gelobte sie, William zu „lieben“ und zu „ehren“.
2,70 Meter lange Schleppe
Das größte Geheimnis rund um die Hochzeit war nach monatelangen Spekulationen um 12.01 Uhr gelüftet worden: Mit ihrem Vater Michael Middleton wurde sie in einer Limousine an der Kirche vorgefahren und zeigte sich erstmals den unzähligen Kameras aus aller Welt in ihrem Brautkleid und mit Schleier.
Die für ihren Modegeschmack gerühmte 29-Jährige machte auch an ihrem großen Tag in einem eleganten Entwurf eine glänzende Figur. Sie trug ein cremeweißes Korsagenkleid mit V-Ausschnitt, Arme und Schultern waren in feine Spitze gehüllt. Die Schleppe war mit 2,70 Metern vergleichsweise moderat. Williams Mutter Diana hatte bei ihrer Hochzeit mit Prinz Charles 1981 noch mit einer acht Meter langen Schleppe für Aufsehen gesorgt.
Die Queen lieh ihr eine Tiara
Die Designerin des Kleides war wie zuvor spekuliert Sarah Burton vom britischen Modehaus Alexander McQueen. Sie hatte das Kleid in Zusammenarbeit mit der Braut entworfen. Middleton trug ihre dunklen lange Haare offen. Als Leihgabe hatte ihr Queen Elizabeth II. eine Tiara überlassen, die 1936 von Cartier hergestellt worden war und der heutigen Monarchin zu ihrem 18. Geburtstag von ihrer Mutter geschenkt worden war.
William, der die Braut in roter Uniform und mit Blick zum Altar in der Kirche erwartete, konnte den Anblick der Braut offenbar kaum erwarten und drehte sich kurz um, als Middleton sich mit ihrem Vater auf dem roten Teppich in der Abbey näherte. Als sie neben ihm stand, raunte er ihr mehrere Worte zu - und das Paar strahlte sich an.
Prominente Gäste
Zu den rund 1.900 Hochzeitsgästen, die die Trauung des Jahres in der Westminster Abbey live mitverfolgen konnten, zählten unter anderen das Ehepaar Beckham, Sänger Elton John, der Schauspieler Rowan Atkinson, Regisseur Guy Ritchie, der Schwimmer Ian Thorpe, der britische Premierminister David Cameron, aber auch zahlreiche Mitglieder internationaler Königshäuser wie die spanische Königin Sofia, die Kronprinzenpaare aus Schweden und den Niederlanden, sowie Fürst Albert von Monaco mit seiner Verlobten Charlene Wittstock, die selbst im Sommer heiraten werden.
Die Herren trugen entweder Uniform oder Stresemann wie Atkinson und Beckham, die auch mit Zylinder erschienen. Die Damen hatten meist knielange – manchmal auch kürzere – Kleider und Kostüme an. Victoria Beckham wählte dabei ein für ihre Verhältnisse sehr schlichtes schwarzes Kleid aus eigener Kollektion, das die Rundungen ihres wachsenden Babybauchs zeigte. Zu bewundern war bei den Damen eine Auswahl der ausgefallensten Hutkreationen in allen Schattierungen, Formen und Größen. Bei der Farbe des Hutes der Queen lagen die Wettbüros richtig: Tatsächlich erschien die Monarchin in kräftigem Sonnengelb.
William wird keinen Ehering tragen
Einen Ringtausch im klassischen Sinn gab es bei der Trauung nicht. Um 12.18 Uhr steckte nur William seiner Frau – mit ein wenig Mühe – einen schmalen Ring, der traditionell aus walisischem Gold gefertigt ist, an den Finger. Er selbst verzichtete darauf, einen Ehering zu tragen.
Die Ansprache hielt der Bischof von London, Richard Chartres: „Ich bete, dass wir alle, die hier zugegen sind, und die vielen Millionen, die bei dieser Feierlichkeit zuschauen und Eure Freude heute teilen, alles tun werden, was in unserer Macht steht, um Euch zu unterstützen und zu begleiten in Eurem neuen Leben“, sagte er.
Bis zu zwei Milliarden Fernsehzuschauer
Trotz bis zu zwei Milliarden geschätzten TV-Zuschauern hatte das Brautpaar in der Kirche auch einen ganz privaten Moment, abseits der Kameras. Nach ihrer Trauung zogen sich die Frischvermählten mit den engsten Familienangehörigen in die St.-Edwards-Kapelle hinter dem Altar zurück und trugen sich in das Eheregister ein.
Die Trauzeugen des Paares waren Williams Bruder, Prinz Harry, und Kates Schwester Pippa Middleton, die auch die Blumenkinder anführte und sich um die Schleppe der Braut kümmerte.
Wachteleier und Krabbensalat
Um 13.06 Uhr, nachdem die Hymne „God Save the Queen“ in und außerhalb der Kirche gesungen worden war, folgte der festliche Auszug des Brautpaares. William schien dabei etwas Mühe zu haben, seiner Frau nicht aufs Kleid zu treten. Um 13.11 Uhr setzte sich die von vier Pferden gezogenen offene Kutsche mit dem Brautpaar in Bewegung. Die beiden winkten der begeisterten Menge zu und wirkten gelöster. Auch das Wetter spielte mit: Zwar herrschte dichte Bewölkung. Regenschauer blieben aber aus.
Der Freitag war in Großbritannien zum nationalen Feiertag erklärt worden. Der Gottesdienst wurde auf großen Leinwänden in den Hyde Park und auf den Trafalgar Square übertragen. Dort machte sich unter den Zuschauern Volksfeststimmung breit. Viele erschienen mit Hüten, Fahnen und Picknickkörben, manche Damen verkleideten sich mit Schleiern. Für die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen waren 5.000 Polizisten im Einsatz.
Im Buckingham Palast standen am Freitag gleich zwei Feiern auf dem Programm: Zunächst lud die Queen rund 650 Gäste zu einem Empfang, auf dem Häppchen wie Wachteleier mit Selleriesalz und Krabbensalat auf Zitronenblinis serviert wurden. Abends wollte das Brautpaar dann mit 300 engen Freunden und Familienmitgliedern weiterfeiern. (dapd)
Die Chronik des Tages zum Nachlesen: Traumhochzeit - William und Kate sagen Ja