Köln. . Zehntausende kostümierte Jecken stürmen den Straßenkarneval. Und wenn Möhnen in den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf feiern, wird fleißig gebützt.

Ein kalter Wind, dafür ein wolkenfreier, blauer Himmel - es war ein Wetter nach Maß für Zehntausende kostümierte Jecken, die am Donnerstag in der Kölner Altstadt den Auftakt des Straßenkarnevals feierten. Das Sessions-Motto „Köln hat was zu beaten“ wurde gerne wörtlich genommen: Ausgelassen wurde bei den allgegenwärtigen Karnevalshits mitgesungen und geschunkelt.

Zwar kontrollierten Ordnungskräfte im Auftrag der Stadt Köln an den Zugängen der Altstadt penibel die Einhaltung des Glasverbots. Manche Flasche Kölsch und allerlei Hochprozentiges verschwand so ungeöffnet in den eigens dafür bereitgestellten Rollcontainern, sehr betrauert von Jecken. Nach den Resten auf dem gepflasterten Altstadtboden zu urteilen, gelang es aber offenbar oft genug, gerade Miniatur-Schnapsfläschen in den Feierzone zu schmuggeln.

Frauen geben den Takt an

Die alte Karnevalsweisheit, dass bei Sonnenschein der Alkohol besonders reichlich fließt, bestätigte sich auch dieses Mal. Manch ein Kostümierter musste schon vor dem offiziellen Startschuss nach Worten und um Fassung ringen. Ihnen erging es ähnlich wie einem kleinen „Seeräuber“, der auf Papas Schultern mitfeiern durfte. Papa schunkelte so heftig, dass Junior dabei der Mageninhalt hochkam.

Wie bei Weiberfastnacht üblich gaben in Köln die Frauen den Takt an, als Hexen, Hippies, Polizistinnen oder aufwendig gestaltete Elfen kostümiert. Britische Austauschschülerinnen hatten sich kurz entschlossen als Kühe verkleidet und traten kollektiv als Herde auf. „Man hatte uns in der Schule gewarnt, aber ich dachte nicht, dass es so verrückt ist“, berichtete die 15-jährige Lindsay und erzählte stolz: „Ich habe ein neues deutsches Wort gelernt: bützen (küssen), oh, und es ist so schwer auszusprechen.“

Gefälschte Guttenbergs

Auch interessant

Eine andere Gruppe Jecken hat schnell auf die Tagespolitik reagiert und sich als falsche „Guttenbergs“ ins jecke Treiben gestürzt. Mit reichlich Haargel, dunklen Anzügen und Aktenkoffern wurden sie zur karnevalistischen Hommage an den gestrauchelten Ex-Verteidigungsminister, dazu kamen Namensschilder mit dem Aufdruck „Dr. copy-paste“. „Wir studieren alle, da bietet sich das Kostüm an“, berichtete einer von ihnen und wunderte sich:“ Offenbar kommt auch der falsche Guttenberg bei den Frauen an: Ich habe in einer halben Stunde schon fünf Handynummern bekommen.“ (dapd)