London. .

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat sich über die teilweise Veröffentlichung eines schwedischen Polizeiberichts beschwert, in dem Einzelheiten der gegen ihn erhobenen Sex-Vorwürfe genannt werden. Altkanzler Schmidt nennt US-Vorgehen „unklug“.

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat sich über die teilweise Veröffentlichung eines schwedischen Polizeiberichts beschwert, in dem Einzelheiten der gegen ihn erhobenen Sex-Vorwürfe genannt werden. Die Weitergabe des vertraulichen Polizeiberichts an den „Guardian“ sei „eindeutig dafür bestimmt“ gewesen, seinen Kautionsantrag zu unterminieren, sagte Assange in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Zeitung „The Times“.

Der „Guardian“ habe die Informationen einen Tag vor der Gerichtsanhörung erhalten, bei der entschieden wurde, dass er auf Kaution freikomme, sagte Assange. Der Zeitungsbericht sei zeitlich so abgestimmt gewesen, dass er am Morgen der Anhörung „auf dem Schreibtisch des Richters“ landen würde.

Einem Bericht des britischen Online-Magazins „The Register“ zufolge kündigten Anwälte Assanges an, gerichtlich gegen die schwedischen Behörden vorzugehen. Er wolle eine Untersuchung erwirken, die klären solle, wie die vertraulichen Polizeidokumente an den „Guardian“ gelangten, sagte Anwalt Björn Hurtig laut dem Bericht.

Der britische „Guardian“ ist eines der Medien, die Vorabinformationen über die von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichten Geheimdokumente des US-Außenministeriums erhalten hatten.

Altkanzler Schmidt nennt US-Vorgehen gegen Assange „unklug“

Altkanzler Helmut Schmidt hält das Vorgehen von US-Firmen und Politikern gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange für „unklug“. „Das wirkt wie Rache, und das ist es auch“, sagte Schmidt in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview mit der „Zeit“. Er zeigte zugleich „Verständnis, aber keine Sympathie“ für die Veröffentlichung der Wikileaks-Protokolle durch einige Zeitungen und Magazine.

Der frühere SPD-Bundeskanzler führte weiter aus, dass es bei Themen wie dem Skandal um die Misshandlung von Gefangenen im irakischen Abu Ghraib oder dem Gefangenenlager Guantanamo in Kuba eine „moralische Pflicht zur Veröffentlichung“ geheimer Dokumente gebe. Anders sehe es dagegen mit vertraulichen Unterhaltungen aus: Es „muss möglich bleiben, dass ein Gespräch, das zwei Personen miteinander führen, vertraulich bleibt“, sagte Schmidt.

Nach Ansicht Schmidts sind die Wikileaks-Veröffentlichungen für die US-Regierung „eine schlimme Sache, die diplomatischen Beziehungen werden eine Zeit lang beeinträchtigt sein“. Die Amerikaner würden das aber überwinden, fügte Schmidt hinzu.

Die USA suchen derzeit nach einem Weg, den in England auf Betreiben der schwedischen Justiz inhaftierten und dann gegen Kaution freigelassenen Assange strafrechtlich zu belangen. US-Vizepräsident Joe Biden nannte den Wikileaks-Gründer einen „High-Tech-Terroristen“. (dapd/afp)