Düsseldorf. Mancher Narr bezweifelte die Prognosen der Wetterdienste. Doch die Meteorologen bleiben dabei: Bis in die Nacht wird es Sturm geben.

Blauer Himmel, leichtes Lüftchen: nach der Absage des Rosenmontagszugs in Düsseldorf konnte der eine oder andere Narr am Montagnachmittag die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bezweifeln. Die Meteorologen blieben aber bei ihrer Vorhersage. Und tatsächlich traf das miese Wetter am frühen Abend über dem Rheinland ein.

Auch beim Wetterdienst Meteogroup heißt es: Bis in die Nacht muss in NRW mit heftigem Sturm gerechnet werden. "In Essen wurden zwischen 15 und 16 Uhr Windgeschwindigkeiten von 85 Stundenkilometern gemessen", so ein Sprecher. In Düsseldorf wurden zur selben Uhrzeit an der Mess-Station am Flughafen ähnliche Windgeschwindigkeiten gemessen. "Das ist im roten Bereich", heißt es bei Meteogroup.

Es gebe aber große Unterschiede auf relativ kleinem Raum: "Die Kölner hatten mehr Glück, in der Innenstadt war der Wind nicht so heftig." Die Meteorologen rechnen mit Schauern und Gewittern bis in die Nacht, es könnte weiterhin schwere Sturmböen geben. Mit orkanartigen Böen rechne man indes eher nicht.

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In Düsseldorf war der letzte Wagen des Zuges für 16.45 Uhr am Bilker Bahnhof erwartet worden. Zweifel an der Entscheidung zur Absage haben die Veranstalter nicht. "Wir fragen uns zwar jetzt, wo der Sturm bleibt", sagte der Pressesprecher vom Comitee Düsseldorfer Carneval, Hans-Peter Suchand, der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wir sind überzeugt, dass die Entscheidung zum Zeitpunkt heute früh richtig gewesen ist."

Verständnis hat der DWD für das Festhalten der Kölner an ihrem Rosenmontagsumzug geäußert. "Köln ist durch die Eifel geschützt", sagte DWD-Meteorologe Lars Kirchhübel am Montag in Offenbach zu den Auswirkungen des von Westen kommenden Orkantiefs "Ruzica". Außerdem seien wohl die Regularien für den Umzug in Düsseldorf andere als in Köln. "Es ist immer ein bisschen Ermessensspielraum", sagte Kirchhübel.

Düsseldorf ruft: "Scheißwetter - Helau!"

Die Düsseldorfer Jecken tragen es mit Fassung - auch wenn es manch einen ärgern dürfte, dass ausgerechnet die "ewigen Rivalen" in der Nachbarstadt Köln ihren Zug trotz Karnevals-Sturmtief "Ruzica" nicht ausfallen ließen. "Düsseldorf - Helau, Scheißwetter - Helau!", stimmt die Menge vor dem Rathaus an - halbwegs vergnügt. Dort stehen für kurze Zeit die satirisch-politischen Karnevalswagen, für die der "Zoch" in Düsseldorf so berühmt ist: Kanzlerin Angela Merkel, über der eine Flüchtlingswelle schwappt. Oder der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der mit einem IS-Terroristen auf den blutigen Kampf gegen die Kurden anstößt.

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Nicht alle Karnevalisten wollen sich den Spaß von der Sturmwarnung verderben lassen: "Wir haben ein lachendes und ein weinendes Auge", sagt ein Mitglied der Fußgruppe "Die Düsseldorfer", die als Bergische Löwen verkleidet durch die Altstadt laufen. "Wir können uns ja das Wetter schöntrinken." Düsseldorfs Stadtoberhaupt Thomas Geisel, der als Bauer verkleidet feiert, tut die Absage leid - für die Narren und für sich selbst. "Aber es macht ja keinen Spaß, wenn die Leute Angst haben und ihnen das Zeug um die Ohren fliegt."

Über Ersatztermin wird spekuliert

Die großen, bunten Wagen, von denen die Mitglieder Karnevalsvereine eigentlich die Kamelle werfen wollten, bleiben in der Wagenbauhalle. "Das Gute: Die Wagen müssen nicht abgewrackt werden", sagt Zugleiter Hermann Schmitz, der trotz Absage eine Narrenkappe trägt. Der Rosenmontagsumzug wird ja nachgeholt.

Über den Ersatztermin wird munter spekuliert. "Ich würde auch im Mai ziehen", sagt Klaus Brunner von der Karnevalsgesellschaft "Närrische Wehrhähne". "Den August fänd' ich zu spät", meint eine Frau, die Säcke mit Kamelle umlädt. Andere machen sich Gedanken über die Mindesthaltbarkeit der Süßigkeiten, die eingelagert werden müssen.

So schnell wie möglich soll entschieden werden, wann der Zug nachgeholt wird, erklärt das Comitee Düsseldorfer Carneval. Viele erinnern sich noch mit Schaudern an die Szenen, als 1990 schon einmal ein Rosenmontagsumzug abgesagt werden musste. "Wenn dir so ein Wagen um die Ohren fliegt, ist das auch nix", sagt Gisela Jüttner. Trotzdem sagt sie über die Absage: "Mich macht das fertig". (dpa/we)