Bochum. . Erst musste der Rosenmontagsumzug erstmals in Bochum abgesagt werden, dann gab das Dreigestirn bekannt, nicht wie bisher weitermachen zu wollen.

Trauriger Rosenmontag für den Karneval in Bochum: Der Umzug in Linden wurde abgesagt. Das Dreigestirn kündigte den Abschied von der närrischen Bühne an.

Bis Sonntag hatten sie in Linden noch gehofft. Die Wetterprognosen sagten für Montag Windböen mit einer Geschwindigkeit von 75 km/h voraus. „Eine Absage wäre erst ab 90 km/h zwingend erforderlich“, gab sich der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Linden, Stefan Rodemann, optimistisch. Doch am Montagmorgen war schnell klar: Die 32. Auflage des Festumzuges über die Hattinger Straße fällt aus.

Sicherheit hat Vorrang

Auch interessant

Um 8 Uhr kamen Vertreter der Veranstalter, der Polizei, Feuerwehr und des Ordnungsamtes zu einer Krisensitzung zusammen. „Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, den Zug sowie die anschließende Marktplatzparty abzusagen. Die aktuellen Wettervorhersagen mit Sturmböen bis zu 100 km/h lassen leider keinen Spielraum für eine andere Entscheidung zu“, teilte Stefan Rodemann bereits 20 Minuten nach Beginn der Besprechung mit. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, bitten aber um Verständnis, dass die Sicherheit immer Vorrang hat.“ Festausschuss-Präsident Bernd Lohof, der auch Justitiar des Bundes Deutscher Karneval ist, schloss sich der Wertung an: „Wir sind alle enttäuscht. Aber die Siherheit der Besucher ist oberstes Gebot.“

Es ist die erste Absage des Rosenmontagszuges in Linden. Um 14 Uhr sollten sich 35 Festwagen und Fußgruppen in Bewegung setzen. „Wir bedanken uns bei allen, die im Vorfeld viel Arbeit, Geld und Zeit in die Vorbereitung investiert haben. Wir werden alle Beteiligten kurzfristig zu einer Nachbesprechung einladen und dann gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht“, so die Werbegemeinschaft.

Dreigestirn macht Schluss

Der nächste Paukenschlag folgte am Vormittag im Ratssaal. Das Bochumer Dreigestirn erklärte beim traditionellen Rathaussturm, nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. „Das Dreigestirn wird es in dieser Form nicht mehr geben. Wir überlegen uns aber vielleicht etwas anderes – was, wird noch nicht verraten“, sagte Prinzessin Manuela Voss.

Auch interessant

Mit ihrer Schwester Petra Jankowiak als Bäuerin und Elke Oelmann als Jungfrau hatte Manuela Voss das erste rein weibliche Dreigestirn in Stadt und Region gebildet. In den Reihen des Festausschusses Bochumer Karneval war man fest davon ausgegangen, dass das Trio auch in der Session 2016/17 das närrische Zepter schwingt – zumal die Auftritte des flotten Dreiers weit über Bochum hinaus auf großen Anklang stießen. Über die Gründe für den Rücktritt mochten die sich das Dreigestirn am Montag nicht öffentlich äußern. Mehrfach hatte Manuela Voss aber zuvor erkennen lassen, dass die Regentschaft mit über 60 Terminen weitaus anstrengender sei als anfangs gedacht.

Für das Dreigestirn war die Absage des Rosenmontagszuges richtig bitter: Die Linderinnen hatten sich auf ihr „Heimspiel“ hoch oben auf dem Festwagen besonders gefreut.

Absage war richtige Entscheidung - Ein Kommentar von Jürgen Stahl 

Die Entscheidung war letztlich alternativlos. Als im Laufe des Sonntags nach dem Rheinland auch die ersten Revierstädte ihre Rosenmontagszüge absagten, war abzusehen, dass der Optimismus der Lindener Organisatoren leider verfrüht war. Das Aus für den Lindwurm am Montagmorgen kam dann nicht mehr überraschend.

Es war die einzig richtige Maßnahme. Zwar rollen auf der Hattinger Straße keine Motivwagen, die dem Sturm mit ihren voluminösen Aufbauten eine riskant große Angriffsfläche bieten. Die Sicherheit muss gleichwohl das Maß aller Dinge sein. Angekündigte Böen in Orkanstärke hätten unkalkulierbare Gefahren heraufbeschworen.

Verständlich, dass die Jecken gestern Trauer trugen. Aber was spricht eigentlich gegen einen Nachholtermin im Frühjahr? Wagen und Wurfmaterial stünden bereit. Linden hätte seinen Feier-Tag zurück. Darüber würden sich vor allem Familien freuen. Ganz sicher.