Essen. Wer an der A40 in Essen wohnt und sich auf drei Monate Ruhe gefreut hatte, der wird enttäuscht sein: Zwar ist der Verkehrslärm versiegt, seit die A40 in der Nacht gesperrt wurde. Doch ruhig ist es trotzdem nicht. Bagger, Raupen und andere Gerät machen mindestens genausoviel Krach. Und das rund um die Uhr.
Michael van Onna wohnt ganz dicht dran. Dichter dran geht gar nicht. Ein paar Meter nur, und das Mehrfamilienhaus an der Weiglestraße stünde direkt unter den Helbingbrücken. Eigentlich sei das eine ruhige Ecke, meint Nachbar Gerold K. An das Rauschen oben auf der Autobahn haben sich die Mieter hier im Schatten der Brückenpfeiler längst gewöhnt. Doch auch mit dieser Art Ruhe ist es nun erst einmal vorbei. Auf der A 40 Lärmen Baumaschinen. Seit gestern, Mitternacht, ist die Autobahn gesperrt.
Dass die Helbingbrücken saniert werden müssen und die Verkehrsschlagader des Ruhrgebiets dafür drei Monate abgeklemmt wird, das hat Michael van Onna aus den Medien erfahren. „Für uns Anwohner ist das natürlich nicht so schön“, sagt er. Nebenan im Baucontainer des landeseigenen Straßenbaubetriebes erläutert Michael Groschek (SPD) vor laufenden Fernsehkameras, warum diese Lösung von allen denkbaren die beste sei: kürzere Bauzeit, geringere Kosten - so lautet die Gleichung, die der Verkehrsminister aufmacht. Die Alternative hieße: 24 Monate Dauerbaustelle auf der A 40 mit wechselnder Verkehrsführung und programmiertem Dauerstau; dies habe man weder Autofahrern noch Anwohnern zumuten wollen.
Wie gut die A40-Umleitungen sind, zeigt sich am Ferienende
Statt wohldosiert also die volle Dröhnung. Richtig heiß, so Groschek, dürfte es zum Ende der Ferien zugehen, wenn Urlauber zurückkehren, und schon wieder vergessen haben, „dass ihre A 40“ dicht ist.
An der Baustelle sei schon in den vergangenen Wochen einiges los gewesen, berichtet Michael von Onna und zeigt hinauf zur Autobahn. Der Anwohner wunderte sich über Gesang und laute Musik. „Ich dachte, die feiern da oben eine Party.“ Sollte es nun noch dicker kommen, will sein Nachbar die Koffer packen. Er sei bei einem Sicherheitsdienst beschäftigt und komme um sechs Uhr von der Arbeit, erzählt der 61-Jährige: „Da will ich meine Ruhe haben.“
Die A40-Sperrung von oben
An der A40-Baustelle wird zunächst rund um die Uhr gearbeitet
Ruhe? Zum Baustart müssen Anwohner der Helbingbrücken sogar in Kauf nehmen, dass sie in den ersten Nächten womöglich gar keinen Schlaf finden werden. Um Nachbarn vor Lärm und Staub zu schützen, sollen die Bauarbeiten eigentlich zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ruhen. Bis Dienstag wird auf der A 40 aber rund um die Uhr gearbeitet. Möglich macht es eine Sondergenehmigung. Der Baubetrieb geht gleich in die Vollen, die Fahrbahnbeläge werden abgefräst, Erkundungsbohrungen gesetzt. Am Montag steht der Abriss der Brücke über die S-Bahngleise an.
Dass die A 40 drei Monate gesperrt wird, ohne dass es jemand merkt - „das geht nicht“, sagt Baudezernentin Simone Raskob. Es ist ein Appell an jene, die mit dem Auto unterwegs sind, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Anwohner Michael van Onna wird wie so viele den Bauarbeiten nicht aus dem Weg gehen können. Wie gesagt: Er ist zu dicht dran.