Essen.. Mitte der 50er-Jahre wurde mit dem Bau der heutigen A 40 durch Essen begonnen, mit dem Innenstadt-Tunnel und den Helbingbrücken. Erst 1970 konnte der Verkehr über den Ruhrschnellweg rollen. Damals zählte die Polizei nach der Fertigstellung 185 Fußgänger, die sich in die Tunnel “verirrt“ hatten.
Wie sich die Zeiten ändern: Über eine dreimonatige Vollsperrung hätten sich die Essener in den 60er-Jahren vermutlich gefreut. Ganze 14 Jahre dauerte damals der Bau der heutigen A 40 durch Essen, inklusive des 1020 Meter langen Ruhrschnellwegtunnels mit den 462 Metern der Helbingbrücken, die in diesem Sommer saniert werden müssen. 14 Jahre lang Stau, Umleitungen, Baulärm, Dreck, Ärger und Kosten, bis im September 1970 endlich die B1 für den Verkehr frei gegeben werden konnte.
Allein der innerstädtische Abschnitt mit Tunneln und Brücken verschlang rund 289 Millionen Mark, 187 Millionen davon übernahm die Stadt Essen. Der Tunnel kostete schon 40 Millionen Mark. Mit rund 31 Millionen Mark mussten damals Grundstücksbesitzer entschädigt werden, die gleiche Summe wurde noch einmal ausgegeben, um Ersatz für die 820 abgerissenen Wohnungen zu schaffen. Da nehmen sich die 16 Millionen Euro für die Rundumsanierung von Brücken und Tunnel und für den Neubau der Eisenbahn-Überquerung doch geradezu bescheiden aus.
Ruhrschnellweg wurde in den 70ern zum Ruhrschleichweg
Wie sich die Zeiten ändern: Kein Mensch würde heute auf die Idee kommen, durch den Tunnel zu laufen. Nach der Eröffnung zählte die Polizei 185 Fußgänger, die sich in eine der Röhren „verirrt“ hatten. In 141 Fällen kam es zu Störungen, weil Autofahrer im Tunnel anhielten, um erstmal ihre Scheiben zu putzen. Und 279 Fahrzeuge blieben sogar mit leerem Tank liegen. Alles Dinge, die heutzutage so selten sind, dass sich die Beamten der Autobahnpolizei kaum mehr an die letzten Vorfälle dieser Art erinnern können: „Das kommt so gut wie nie vor.“
Wie sich die Zeiten ändern: Während heute knapp 100.000 Fahrzeuge über den innerstädtischen A 40-Abschnitt rollen, zählte man beispielsweise 1926 an der Kruppstraße genau 1054 Fahrzeuge pro Tag, Pferdefuhrwerke mitgerechnet. Mitte der 50er-Jahre waren es bereits gut 16.000 Fahrzeuge, 1965 dann schon 49.000.
Bereits Ende der 70er-Jahre verwandelte sich der Ruhrschnellweg in den Ruhrschleichweg. Immerhin: Mit mehr Verkehr rechnet das Bundesverkehrsministerium für diesen A 40-Abschnitt nicht mehr. Eher gehen die Experten von einem leicht rückläufigen Aufkommen aus. Insofern ist die Hoffnung nicht ganz unbegründet, dass der Beton, der in diesem Sommer auf den Helbingbrücken vergossen wird, länger hält als die 30 Jahre.